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Bistum Erfurt

Bessere Bedingungen für 507 Schüler an Edith-Stein-Schule

Erweiterungsbau eingeweiht

Erfurt (ep) - Buntes Gewimmel herrschte am vergangenen Samstag in der Edith-Stein-Schule im Zentrum Erfurts. Die Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrerinnen und Lehrer feierten gemeinsam mit Eltern und Gästen die Einweihung des neuen Anbaus ihrer Schule, der mit dem Altbau zusammen genügend Platz für künftig insgesamt rund 750 Schüler bieten wird . Zu der Einweihung waren auch Bischof Joachim Wanke und Generalvikar Georg Jelich gekommen. Der Bischof segnete vor Schülern, Lehrern und Gästen im Schulfoyer zwischen Alt- und Neubau Kreuze, die von den Kindern angefertigt worden waren. Im Anschluß wurden diese Kreuze von Schülervertretern und Lehrern in die Klassenräume gebracht, wo sie aufgehängt werden.

Mit vielfältigen Angeboten vom Theaterstück "Mord im Funklestone Castle" über die Fütterung einer Gottesanbeterin (Spinnenart) unter dem Motto "Lebendige Biologie" bis hin zu Vorführungen im modernen Physikraum trugen die Mädchen und Jungen zum Gelingen des Schulfestes bei. Der Einweihung war eine Festwoche vorangegangen, bei der auch das Jura-Soyfer-Stück "Vineta - Die versunkene Stadt" aufgeführt wurde.

Bei einem Pontifikalamt hatten die Kinder und Erwachsenen am Samstagmorgen im Erfurter Dom Gott für die Edith-Stein-Schule und ihre Möglichkeiten gedankt. Am Tag der 105. Wiederkehr des Geburtstages der jüdischstämmigen Philosophin und Ordensfrau Edith Stein ermutigte Bischof Wanke Schüler, Lehrer und Eltern zum christlichen Zeugnis: "Wenn wir zu unserem Christennamen stehen, dann bringen wir andere zum Fragen", so der Bischof.

Am Abend zuvor war der Mainzer Oberstudiendirektor a. D. Theo Binninger während eines Festakts in einem viel beachteten Vortrag der Frage nachgegangen, was Eltern, Erzieher und Lehrer jungen Menschen schuldig seien. Erziehung sei Wegbegleitung, aber auch Grenzziehung, so der Oberstudiendirektor in der Schulaula. Den Kindern müsse dazu verholfen werden, ein Gefühl der Identität und Sicherheit zu entwickeln. Erziehung bedeutet seiner Ansicht nach eine "Gratwanderung zwischen Autorität und Freigabe, Verbundenheit und Distanz, liebender Begleitung und Loslassen". Die heutige Krise basiere weniger auf einem Mangel an einleuchtenden Werten, als vielmehr an der fehlenden Kenntnis solcher Werte.

Deshalb müsse den Heranwachsenden im engen Bezug zum alltäglichen Leben wieder stärker Werthaftes wie Wahrhaftigkeit, Zuverlässigkeit oder Standhaftigkeit nahegebracht werden.
Da Jugendliche in besonderer Weise der Konsumgesellschaft ausgesetzt seien, müßten sie zum Widerstehen gegen das materiell Überflüssige ermutigt werden. Einen Weg dazu sieht Binninger darin, junge Leute dazu anzuhalten, Spannungen auszuhalten und Frustrationen zu ertragen.

In einer Zeit, da - wie es der Rottenburger Bischof Walter Kasper gesagt habe - Gott mehr totgeschwiegen als tot gesagt werde, beobachte er "sprachloses Suchen, unverbindliche Annäherung sowie skeptisches Hinhören junger Menschen, die wahrgenommen haben, daß die ideologischen Experimente einer Gesellschaft ohne Gott in schlimmer Weise zweimal gescheitert seien". Ihnen gelte es, authentisch Vorbild zu sein, seelische Behausung anzubieten und sie nicht "mit einem verbreiteten innerkirchlichen Pessimismus zu lähmen". Die Mädchen und Jungen forderte Binninger auf, mit jugendlichem Schwung Wege der Verständigung zwischen Ost und West aufzuzeigen und dabei auch den Blick nach Osteuropa zu richten.

Thüringens Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) berichtete in seinem Grußwort, er sei 1991 zu einer Zeit Mitglied eines Förderkreises der Edith-Stein-Schule geworden, als er noch nicht dran gedacht habe, einmal Thüringer Landeschef zu sein. Seine nachdrückliche Sympathie für die Schule brachte auch Erfurts Oberbürgermeister Manfred Ruge (CDU) zum Ausdruck. Im abschließenden Wort von Schulleiter Dr. Siegfried Schnauß stand vor allem der Dank im Mittelpunkt.

Derzeit lernen 507 Schüler an dem dreizügigen Gymnasium mit einzügigem Regelschulzweig. Von ihnen sind rund 65 Prozent katholisch und 20 Prozent evangelisch. 15 Prozent der Mädchen und Jungen gehören keiner Konfession an.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 42 des 46. Jahrgangs (im Jahr 1996).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 20.10.1996

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