Staatskirchenvertrag bald fertig
Thüringen
Erfurt (tdh) - Erzbischof Giovanni Lajolo, seit Dezember 1995 Apostolischer Nuntius und Botschafter des Vatikans in Deutschland, hat am 7. und 8. Oktober seinen Antrittsbesuch im Bistum Erfurt gemacht. Der Diplomat nutzte die Visite, um mit Diözesanleitung, Professoren des Philosophisch-Theologischen Studiums und dem Regens des Priesterseminars, weiteren Vertretern kirchlicher Bildungseinrichtungen sowie Repräsentanten des Freistaates Thüringen und der Stadt Erfurt Gespräche zu führen. Dabei kam es auch zu einer Vier-Augen-Unterredung mit Thüringens Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU).
Während seines Besuches äußerte sich der Nuntius zuversichtlich, daß es in wenigen Monaten, vielleicht im Januar oder Februar 1997, zum Abschluß eines Staatskirchenvertrages zwischen dem Heiligen Stuhl und der Thüringer Landesregierung kommen werde. Es handele sich nur noch um einzelne Formulierungen, an denen gefeilt werde, so der Diplomat. Bezüglich der lange strittigen Fragen bei der Besetzung von Professorenstühlen an einer künftigen Fakultät der Universität Erfurt sagte der Nuntius, über die Stellung der Professoren werde entschieden, wenn die Theologische Fakultät ins Leben gerufen sei.
Neben seinem umfangreichen Gesprächsprogramm ließ sich der Erzbischof Mariendom und Severikirche und bei einem Rundgang weitere historische Stätten Erfurts zeigen. Außerdem besuchte er das Ursulinenkloster und die Edith-Stein-Schule.
Der Italiener Dr. Giovanni Lajolo hat in München studiert und promoviert und war dort als Kaplan tätig. Von 1970 bis 1974 arbeitete Lajolo unter dem damaligen Nuntius Corrado Bafile an der Bonner Vatikan-Botschaft. Anschließend war er im vatikanischen Außenministerium für Mittel- und Nordeuropa tätig. Der 60jährige, der aus der Re-gion Piemont stammt, gilt als Experte des Staatskirchenrechtes und spricht fließend deutsch.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 20.10.1996