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Bistum Magdeburg

Der Trauer Zeit und Raum geben

Einladung zu Seminar

Magdeburg (dw) - "Trauer ist ein lebenswichtiges Energiepotential", sagt die Magdeburger Krankenhausseelsorgerin Brigitte Rosner. Gemeinsam mit der katholischen Familienberaterin Kristina Bischoff bietet sie am 8. und 9. November erstmals ein "Trauerseminar" im Magdeburger Roncalli-Haus an. Eingeladen sind nicht nur Menschen, die um einen Verstorbenen trauern. "Jeder Verlust reißt Lücken, die einen Neuanfang in unserem Leben notwendig machen", glaubt Brigitte Rosner. Der Verlust der Arbeit, das Ende einer Ehe oder einer anderen wichtigen Beziehung, ein Umzug, der Abschied von der Gesundheit oder der Weggang der Kinder ins eigene Leben könnten Gründe zum Trauern sein.

Zeit für die Trauer werde am Arbeitsplatz, im Familien- und Bekanntenkreis häufig jedoch nicht gewährt, hat die Seelsorgerin beobachtet. Man habe schnell wieder zu "funktionieren". Trauer werde nicht gelebt, sondern verdrängt und bleibe unbewältigt. Gefühle würden durch übermäßiges Rauchen, Alkohol, Medikamente oder durch hektische Arbeitsaktivität überspielt und können auf diese Weise zerstörerisch wirken.

Während des Trauerseminars soll der Trauer in ihren unterschiedlichen Ausprägungen und Phasen Zeit und Raum gegeben werden - vor allem durch Gespräche, aber auch durch einfache gestalterische Mittel wie Malen oder Musik. "Es wird auf keinen Fall ein todtrauriges Wochenende", verspricht Kristina Bischoff. Mit einem Zitat des Dichters Erich Fried bringt sie zum Ausdruck, wie nahe beieinander dunkle und helle Seiten für Trauernde liegen: "Wir lachen und weinen aus dem gleichen Brunnen..

Das Trauerseminar könnte den Teilnehmern auch den Blick öffnen für das, was in ihrem Leben später möglich sein wird, hofft sie. Vor allem aber sollen die gemeinsamen Tage die Erfahrung ermöglichen, nicht allein zu sein. Das Miteinander von Betroffenen könne Isolation aufbrechen, sagt Brigitte Rosner. Trauernde bräuchten Menschen, die fähig seien zum Zuhören und Aushalten von Gefühlsausbrüche, ohne vorschnell abzulenken und zum Vergessen aufzufordern.

Kristina Bischoff und Brigitte Rosner erwarten das Trauerseminar, das sich nicht nur an Christen richtet, sondern an jeden, der sich von dem Thema angesprochen fühlt, mit Spannung.
In Magdeburg lädt die Katholische Erwachsenenbildung erstmalig zu einem derartigen Wochenende ein. Die Unsicherheit im Umgang mit Tod, Sterben und Trauer sei in den neuen Bundesländern größer als in der alten Bundesrepublik, wo es für Trauerseminare oftmals lange Wartelisten gebe, sagt Kristina Bischoff. In ihrer eigenen psychologischen Ausbildung zu DDR-Zeiten zum Beispiel sei über Trauer so gut wie überhaupt nicht gesprochen worden.

Anmeldung an die Katholische Erwachsenenbildung im Land Sachsen-Anhalt, Max-Josef-Metzger-Straße 12 / 13, 39104 Magdeburg, Telefon 0391 / 5 96 11 86.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 42 des 46. Jahrgangs (im Jahr 1996).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 20.10.1996

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