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Bistum Görlitz

Wohin gehst du, Bistum Görlitz?

Görlitz (mh) - Mit einem Pontifikalgottesdienst in der Görlitzer Jakobuskirche ist am Hedwigsfest eine dreitägige Pastoralkonferenz des Bistums Görlitz zu Ende gegangen. Unter dem Thema "Wohin gehst du, Bistum Görlitz?" hatten sich Priester und kirchliche Mitarbeiter Gedanken über die künftige Pastoral des noch jungen und kleinen Bistums gemacht. Die Ergebnisse sollen jetzt den Pfarrgemeinderatsvorsitzenden und den Gemeinden vorgestellt werden. (Der Tag des Herrn wird darüber berichten..

Grundzüge einer Antwort auf die Frage "Wohin gehst du, Bistum Görlitz?" zeichnete Bischof Rudolf Müller in seiner Predigt während des Abschlußgottesdienstes. Die Sorge um die Zukunft des Bistums sei nicht vorrangig materieller oder finanzieller Art, sondern: "Wird es uns gelingen, den Glauben weiterzugeben?", betonte Bischof Müller. Die Kirche sei für alle Menschen da. "Aber wie steht es mit der Neuevangelisierung?" Wenn die Kirche "heute frei heraus ihre missionarische Stimme erhebt, kann sie schnell in Mißkredit geraten, nach dem Motto: Nach Rot kommt Schwarz", faßt Bischof Müller eine Erfahrung der Nachwendezeit zusammen.

Die katholischen Christen in der DDR hätten ihre Kraft aus dem Bewußtsein "einer anderen Auserwählung" geschöpft. Davon sei heute vieles nicht mehr da. Nicht nur in der Gesellschaft, auch in der Kirche habe sich vieles verändert. Die Kirche sehe sich oftmals dem Vorwurf gegenüber, unberechtigt Einfluß auf die Freiheit zu nehmen. Die Antwort könne aber nicht der Weg "zurück in die Nische" sein. Notwendig sei der Blick nach vorn: "Wie paßt die Kirche in die neue Freiheit hinein?.

Der Weg der Mission sei mühsam, stellte Bischof Müller fest. Mit Blick auf diejenigen, die nach der Wende die große Neuevangelisierungswelle im Osten erwartet hatten, sagte er: "Missionarisches Bemühen wird keine großen Zahlen bringen, aber ein positives, einladendes Bild von Kirche vermitteln." Ein Beispiel seien die katholischen Kindertagesstätten, in denen auch nichtchristliche Kinder und deren Eltern mit Kirche in Kontakt kämen.

Die diakonische Gesinnung, "wie sie in den vergangenen 40 Jahren oft unausgesprochen unter uns da war", gebe es auch heute noch. Gerade dort, wo die Kirche ihre diakonische Gestalt zeige, komme sie an. In diesem Zusammenhang verwies Bischof Müller insbesondere auf das Wirken des aus dem Bistum Görlitz stammenden Pfarrers Hartmut Kania als Caritasdirektor im russischen St. Petersburg, auf die Arbeit des Caritas-Seniorenhofes in Görlitz oder auf die Spendenfreude der Katholiken seines Bistums, die anläßlich der Bistumswallfahrt dem Bischöflichen Hilfsfond "Mütter in Not" fast 30 000 Mark zur Verfügung gestellt hatten. Notwendig sei aber auch eine "Diakonie des Wortes": "Wir brauchen Formen moderner Glaubensweitergabe!", forderte der Bischof.

Die Kirche müsse sich darüber hinaus für Frieden und Versöhnung einsetzen, gerade in einer Gesellschaft in der "Unzufriedenheit und Aufregung" herrsche. "Der Friede muß hineinwirken in die Gesellschaft, in der so viel Versöhnung notwendig ist, aber auch über Ländergrenzen hinweg", unterstrich der Bischof. "Liegt hier nicht unsere eigentliche Aufgabe: Daß wir als Kirche das Wertvollste einbringen, was wir besitzen, uns selbst?" Es brauche der Kirche um ihre "Zukunft nicht bange sein, wenn der Geist Jesu Christi in ihr weiterlebt".

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 43 des 46. Jahrgangs (im Jahr 1996).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 27.10.1996

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