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Bistum Magdeburg

Angezogen von lebenden Gemeinden

"Hier in Deutschland leben die Christen mit ihrer Gemeinde, sie arbeiten und singen zusammen, veranstalten Kinderwochen. Zu Hause gab es die heilige Messe, und das war alles." Inesa Sinkeviciute aus dem litauischen Dorf Aukstadvaris will Gemeindereferentin werden. Seit einem Jahr nimmt die 19jährige am Ausbildungskurs im Magdeburger Seminar für Gemeindepastoral teil.

An den Wänden ihres Wohnheimzimmers hängen selbstgefertigte Kohlezeichnungen, mittendrin das Foto einer freundlich dreinblickenden weißen Kuh. Inesa Sinkeviciute ist auf einem Bauernhof großgeworden. Auch wenn die Landwirtschaft, wie sie selbst sagt, nicht ihre Sache ist, nach der wunderschönen Landschaft ihrer Heimat und nach Freunden und ihrer Familie hat sie manchmal ein bißchen Heimweh. Die Familie hat keinen engen Kontakt zur Kirche, allenfalls Ostern und Weihnachten gehen die Eltern zur Kirche. Inesa hat durch Freunde zum Glauben gefunden.

Als sie vor einem Jahr in Magdeburg ankam, war sie froh, nicht die erste Litauerin im Seminar für Gemeindepastoral zu sein. Inga Latoskinaite aus Elektrenai war im Oberkurs. Sie half der Neuangekommenen, die Fremdheit in Deutschland zu überwinden. Auch die Kurskolleginnen machten ihr den Start leicht. Obwohl Inesa anfangs nur wenig Deutsch konnte, hat sie sich in der Seminargemeinschaft gleich wohlgefühlt.

Bei einer Hospitanz in der Halberstädter St.-Andreas-Gemeinde sammelte die Litauerin erste Erfahrungen in dem Beruf, den es in ihrem Bistum bislang gar nicht gibt. Im Seminar mag sie besonders gern den Musikunterricht. Zu Hause hat sie im Kirchenchor mitgesungen. Ihre Gedanken wandern oft in ihre Heimat. Wird sie dort nach ihrer Ausbildung eine Anstellung finden? Vielleicht könne sie als Sekretärin arbeiten oder als Religionslehrerin in der Schule, hat ihr Heimatpfarrer gesagt. Er war es auch gewesen, der sie auf die Möglichkeit der Ausbildung in Deutschland aufmerksam machte.

Mitarbeiter des Magdeburger Seelsorgeamtes wählten das landschaftlich reizvoll gelegene Dorf Aukstadvaris zwischen Kaunas und Vilnius schon des öfteren als Veranstaltungsort, um für Jugendliche und Religionslehrer in Magdeburgs Partnerbistum Kaisiadorys Katechesen zu halten. Während der Sommerferien vor einigen Wochen konnte Inesa ihre neugewonnenen Deutschkenntnisse anwenden: Sie half dem Magdeburger Seelsorgeteam in Aukstadvaris als Dolmetscherin aus.

Dorothee Wanzek

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 43 des 46. Jahrgangs (im Jahr 1996).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 27.10.1996

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