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Bistum Magdeburg

Auf den Spuren von Franziskus

Halberstadt (dw) - Bis ins Rentenalter hinein war die Mauritzer Franziskanerin Schwester Irminata Köchin im Bochumer Priesterseminar. Seit einigen Tagen kocht sie in der neugegründeten "Wärmestube" in Halberstadt für Obdachlose.
In einer Wohncontaineranlage, die im Garten des Halberstädter Franziskaner-Männerklosters aufgestellt wurde, waren sie und Schwester Marieta vom ersten Tag an nicht allein. "Ich fühle mich hier schon richtig zu Hause", sagte einer der wohnungslosen Besucher bereits am zweiten Tag.

Obdachlose sollen in der "Wärmestube" nicht nur mit einer warmen Mahlzeit "abgespeist" werden, erklärt Franziskanerpater Oswald, der den Halberstädter Männerkonvent seit vergangenem Jahr leitet.

Auf seine Initiative geht die Gründung der Einrichtung zurück, in der Bedürftige sich den ganzen Tag über aufhalten, ihre Wäsche waschen, Kleidung umtauschen, sich duschen und essen können und darüber hinaus stets Ansprechpartner finden.

"Wenn wir Franziskaner uns auf unsere Ursprünge besinnen, können wir vor dieser Aufgabe unmöglich die Augen verschließen", sagt Pater Oswald. An die Pforte des Halberstädter Klosters klopfen immer wieder Männer und Frauen an, die um etwas zu essen bitten oder die eine Gelegenheit zum Übernachten suchen. Das Sozialamt der Stadt schätzt die Zahl der Wohnungslosen auf mindestens siebzig bis neunzig. Fast zeitgleich mit der "Wärmestube" der Franziskaner hat die Stadt eine Wohncontaineranlage eröffnet, in der 48 Obdachlose übernachten können.

Pater Oswald kann von den Erfahrungen profitieren, die seine Ordensgemeinschaft mit ihren "Wärmestuben" in Warendorf, Osnabrück und Berlin-Pankow gesammelt hat. Die dortigen Einrichtungen halfen auch bei der einfachen, aber ansprechenden Ausstattung der Halberstädter Stube.

Die Franziskanerinnen aus dem Münsterschen Stadtteil Mauritz erklärten sich bereit, mit Schwester Irminata und Schwester Marieta in einer Halberstädter Neubauwohnung einen kleinen Konvent zu eröffnen, der die "Wärmestube" gemeinsam mit zwei Zivildienstleistenden und mit ehrenamtlichen Helfern betreut. Am 13. Oktober wurden die beiden Schwestern in der Halberstädter Franziskanergemeinde St.-Andreas eingeführt.

Schwester Marieta kommt bei der Arbeit mit den Obdachlosen ihre lange Berufserfahrung als Krankenschwester zugute. Eine Zeitlang war sie auch in Münster schon ehrenamtlich für Obdachlose da. Sie weiß, daß Nichtseßhafte zunehmend Beschimpfungen und Gewalt ausgesetzt sind.

Nicht zuletzt durch seinen geschützten Standort hinter den Klostermauern kann die "Wärmestube" zu einem Schutzraum werden, hofft sie.

Noch lieber wäre es ihr natürlich, wenn dieser Schutzraum eines Tages völlig überflüssig wäre und es keine Obdachlosen mehr gäbe. Im Provisorium der Wohncontaineranlage kommt diese Hoffnung ein Stück weit zum Ausdruck.

In der Pfarrgemeinde und in der Nachbarschaft ist das Projekt der Ordensleute auf offene Herzen gestoßen. Die Franziskaner suchen noch ehrenamtliche Helfer, die in der Wärmestube Dienst tun möchten. Sie sind für ihre Arbeit mit Obdachlosen stets auf Spenden angewiesen.

Wer sie mit Geld oder Lebensmitteln unterstützen möchte, kann sich an das Franziskanerkloster in der Franziskanerstraße 2 in 38820 Halberstadt wenden, Telefon 03941 / 24383.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 45 des 46. Jahrgangs (im Jahr 1996).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 10.11.1996

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