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Aus der Region

Zeit für Jesus

Wort des Bischofs

Liebe Brüder und Schwestern, während das dritte Jahrtausend näherrückt, kommen uns unwillkürlich die Worte des Apostels Paulus in den Sinn: "Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau" (Gal 4,4). Mit diesen Worten leitet der Heilige Vater sein Apostolisches Schreiben zum Heiligen Jahr 2000 ein. Mit diesem Advent beginnt unsere dreijährige Zeit der Vorbereitung, und dieses erste Jahr 1996/97 gilt der vertieften Reflexion über Christus, Wort des Vaters, Mensch geworden durch das Wirken des Heiligen Geistes.

Jesus Christus ist Mitte und Ziel der biblischen Verkündigung, die Kirche legt uns neu die Heilige Schrift ans Herz, ja drückt sie uns in die Hand: "Nimm und lies!", so hat es der heilige Augustinus vernommen, und er kam zur Umkehr. Im vierten Kapitel des Lukasevangeliums erschließt sich uns das Geheimnis der Rettung: Der aus Maria der Jungfrau geborene Herr ist es, der in der Synagoge seiner Heimatstadt aus der Schrift vorliest, der seinen Verwandten, Freunden und Bekannten ein Gnadenjahr des Herrn prophezeit, das in ihm nun gekommen ist.

Wir, liebe Schwestern und Brüder, befinden uns in der gleichen Situation. Wir haben in der Vorbereitung auf das Gnadenjahr, auf das Heilige Jahr 2000, die Möglichkeit, mit Christus in seiner Kraft den Armen die Gute Nachricht zu bringen - wieviele sind uns anvertraut, das Antlitz jedes Menschen ist eines Seiner Gesichter! Wir können mit Christus in seiner Kirche, indem wir unsere Taufe innerlich erneuern, Gefangenen Entlassung verkünden, Zerschlagene in Freiheit setzen, wie auch wir durch die Bindung an Jesus Christus zur Freiheit gelangt sind; wir können Blinden das Licht verheißen, wenn wir alle unsere Taten im Licht Jesu, mit dem auferstandenen Christus vollbringen.

Jesus Christus allein kann hierfür in uns neu eine echte Sehnsucht nach Heiligkeit wecken. Unser Glaube ist Liebe auf einem gemeinsamen Weg, Liebe zu letzter Wahrheit, Liebe zu sinnerfülltem Leben. Doch dieser Weg ist Christus in Person. Jeder Schritt ist es wert, ihn mit Ihm zu bedenken und ihn dann mit Ihm zu tun.

Die Wahrheit ist der Herr selbst, in der persönlichen Begegnung mit Ihm im Gebet, in der vertrauten Zwiesprache wächst sie in uns. Jedes unserer Worte sollte Seiner Logik folgen, Seine Gesinnung anderen vermitteln.

Jesus Christus ist das Leben selbst. Welch großartiger, verbindender Gedanke im Leben mit den Christen aller Kirchen.

Jesus Christus tritt neu in unsere Mitte, wo wir uns an seine personale Gegenwart erinnern, wenn wir uns seiner Menschwerdung neu bewußt werden. Maria kann uns hier helfen. Sie ist die wohl "menschlichste" Mittlerin zu ihrem Sohn. Im Gespräch mit ihr, indem wir ihre Tugenden leben - als Diener unserer Nächsten, im liebenden Schweigen, in der Nähe zum leidenden Sohn in allen Schmerzen dieser Welt und des eigenen Lebens - wird sie in uns zu dem großartigen Hintergrund, auf dem das Bild ihres Sohnes, unseres Herrn und Bruders allein aufstrahlt. So werden auch wir Ihm gleichgestaltet.

Möge das erste Jahr der Vorbereitung in uns diese Umgestaltung bewirken, ja laßt uns mit dieser freudigen Zuversicht die Ankunft unseres Herrn erwarten.

Bischof Joachim Reinelt

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 48 des 46. Jahrgangs (im Jahr 1996).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 01.12.1996

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