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Bistum Dresden-Meißen

Ein Wunder: der Glaube lebt weiter

Kirchweihjubiläum in Radibor

Radibor (ah) - Der sorbische Ort Radibor hat drei Kirchen, was wohl reichlich ungewöhnlich für ein Dorf ist. Die älteste ist die Kreuzkirche. Erbaut wurde sie 1397 und steht auf dem jetzigen Friedhof. Die Alte Pfarrkirche aus dem Jahr 1489 wurde mit der Zeit zu klein. So wurde von Bischof Bernert im September 1889 die Zusage für den Neubau der Pfarrkirche erteilt. Dieses jüngste und größte, im Stile einer neoromanischen Basilika erbaute Gotteshaus wurde am 15. November 1896 von Bischof Ludwig Wahl eingeweiht, also vor 100 Jahren.

Den Grundstein für die neue Kirche hat 1891 die Nachbargemeinde Storcha gestiftet. Erst vier Jahre später jedoch wurde er gelegt und vom Bischof gesegnet. Sehr fleißig wurde von nun an an der Kirche gebaut, so daß sie bereits ein reichliches Jahr später fertig war. In den Jahren 1988 bis 1990 wurde die Kirche innen originalgetreu restauriert und erstrahlt wieder in neuem Glanz. Bereits von weitem ist die Zahl 100 an der Kirche zu sehen. Das ganze Jahr war dem Jubiläum gewidmet. So trafen sich die Gläubigen unter anderem zu Bibelstunden, es wurde eine Wallfahrt nach Rosenthal durchgeführt und ein Sommerfest veranstaltet. Den Höhepunkt aber bildete der Festgottesdienst am Sonntag dem 17. November. Das schönste Geburtstagsgeschenk haben sich die Gläubigen jedoch selbst bereitet: die neue Orgel. Sie besitzt 22 Register und 1.631 Pfeifen. Erbaut hat die 400 000 DM teure "Königin der Instrumente" die Bautzener Orgelbaufirma Eule. Ein Viertel der Kosten hat das Bistum Dresden-Meißen übernommen. Die "restlichen" 300 000 DM werden durch Spenden und Kollekten der Kirchgemeinde finanziert.

Zum Kirchweihfestgottesdienst hatten sich die Gläubigen Bischof Joachim Reinelt eingeladen, damit er die neue Orgel weiht. In Cölln wurde er von dreizehn Reitern herzlich begrüßt und nach Radibor geleitet. Dort erwarteten den Bischof schon viele Gläubige. Das Gotteshaus war festlich geschmückt. Jugendliche hatten eine Girlande für den Altarraum gewunden. 14 Mädchen in sorbischer Festtagstracht sowie 29 Ministranten zogen gemeinsam mit Bischof Reinelt und Pfarrer Clemens Rehor zum Gottesdienst ein. Das Eingangslied sangen die Gläubigen noch ohne instrumentale Begleitung. Nachdem auch Pfarrer Rehor den Bischof recht herzlich begrüßt hatte, begaben sie sich auf die Empore, wo Bischof Reinelt die neue Orgel weihte. Als erster durfte der Bautzener Domkantor Friedemann Böhme mit einem Auszug aus der Sonate "Vaterunser" von Felix Mendelssohn Bartholdy das neue Instrument zum Klingen bringen. Die Gesänge der Gläubigen begleitete jedoch die Organistin der Pfarrgemeinde Martha Hantusch. In seiner Predigt hob Bischof Reinelt die Treue der Gemeindemitglieder zur katholischen Kirche hervor. Wieder und wieder hat man, zur Zeit der Reformation genauso wie unter der Herrschaft der Nationalsozialisten uns später der Kommunisten in der DDR, den Glauben zu zerstören versucht. Deshalb sei es wirklich ein Wunder, daß der Glaube hier noch lebt, sagte der Bischof. Sicherlich war es für den Einzelnen oft nicht einfach, standhaft zu bleiben und er rief die Gläubigen auf: "Setzt eure Talente auch in Zukunft ein. Verkündet die Wahrheit nicht nur unter euch. Seid eine missionarische Gemeinde." Weiter sagte er, daß die Kirche vor 100 Jahren nicht zufällig der Rosenkranzkönigin geweiht wurde. Sehr viele Male seien die Perlen des Rosenkranzes durch die Finger der Betenden geglitten. Und Bischof Reinelt rief alle auf: "Bleibt beim Rosenkranz, dann meditiert ihr den Glauben..

Der Radiborer Chor "Meja" sang zum ersten Mal nach 40 Jahren wieder die "Missa in C" von Antonin Srba. Die Sängerinnen und Sänger wurden von Friedemann Böhme an der Orgel begleitet. Auch die Jungen- und Mädchenscholen trugen zur gesanglichen Umrahmung des Festgottesdienstes bei.

Zum Schluß wünschte Bischof Reinelt den Gläubigen für weitere 100 Jahre Freude am Glauben. Ganz herzlich dankte er jedoch Pfarrer Rehor, der in den vergangenen Jahren sehr viel in seiner Pfarrgemeinde zuwege gebracht hat. Der Cyrill-Methodius-Verein e.V. hat anläßlich des Jubiläumskirchweihfestes eine Broschüre über Radibor erstellt und herausgegeben. Gedacht ist diese für Touristen. Sie erfahren dort alles Wissenswerte über die Gemeinde und Pfarrgemeinde Radibor.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 48 des 46. Jahrgangs (im Jahr 1996).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 01.12.1996

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