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Bistum Dresden-Meißen

Wohnungen für Senioren und Behinderte

Malteser

Leipzig - "Aufgeregt?" fragt Malteser-Diözesangeschäftsführer Jörg-Michael Bornemann zurück, "sogar schlaflose Nächte hatte ich!" Die Tage vor der Unterschrift zum bisher größten Projekt des Malteser Hilfsdienstes im Bistum Dresden-Meißen meint er. Ein behinderten- und seniorengerecht gebautes und rund um die Uhr betreutes Wohnobjekt soll mitten in Leipzig entstehen. 78 Wohnungen - damit ältere und behinderte Menschen nicht in einem Heim, sondern individuell Zuhause wohnen können und je nach Wunsch betreut werden - im Bedarfsfall bis zur völligen Pflegebedürftigkeit.

Was die Malteser tun sollen, bestimmen die Bewohner in dem Objekt namens "Connewitzer Hof". Als Basisleistung sind das Übernehmen von Anmeldeformularen, eine 24-Stunden-Hausnotrufbereitschaft, Medikamentenbeschaffung, Hilfe beim Entwickeln von Kontakten im Wohnumfeld und ähnliches an den Miet- oder Kaufvertrag für die Wohnung angekoppelt. "Wäschewaschen und Einkaufserledigung, Mahlzeitendienst, Hauswirtschaftshilfe, Vorlesen und mehr können die Senioren und Behinderten je nach Bedarf dazubestellen", erklärt Bornemann. "Über die pflegerischen Dienste hinaus sind für uns persönliche Gespräche über Glaubens- und Alltagsfragen selbstverständlich", ergänzt der Leipziger Stadtbeauftragte der Malteser Peter Deselaers.

Geld für diese Projekt "Betreutes Wohnen" habe der Malteser Hilfsdienst jedoch nicht, beginnt der Diözesangeschäftsführer die Kooperation mit der bayerischen AREAL-Immobiliengruppe zu erläutern. Privates Kapital will die Firma mobilisieren, um diese Wohnungen zu errichten. "Warum sollen die bayerischen, baden-württembergischen oder vielleicht auch sächsischen Kapitalanleger nicht statt in ein Bürohaus, von denen jetzt schon zu viele leer stehen, oder statt in Luxusappartements lieber in eine alters- und behindertengerechte Wohnung investieren", sagte AREAL-Geschäftsführer Zimmermann. Hier sei das Geld der "besser Betuchten" sinnvoller und zu gleich-guten Konditionen angelegt. Anfang November, zum ersten Spatenstich für den "Connewitzer Hof", war schon von einem zweiten Bauabschnitt die Rede, wo der erste gerade erst, beim Elisabethkrankenhaus um die Ecke, angefangen hatte.

Wo heute noch Bagger Erdmassen befördern, sollen sich ein Jahr später Senioren aller Altersgruppen oberhalb 60 Jahren barrierefrei bewegen können. Die 40 bis 90 Quadratmeter großen Zwei- und Dreiraumwohnungen bekommen dafür besonders breite Flure, Türen, spezielle Geländer und Brüstungen, die Häuser besondere Aufzüge und Eingangsbereiche. Kirchlichen Gemeinschaftsgeist wollen die Leipziger Malteser dem Projekt durch entsprechende Angebote in Gemeinschaftsräumen, darunter einem Cafe, verleihen, sagte ihr Stadtbeauftragter Deselaers. Künftig werden sich die Malteser nach Angaben von Diözesangeschäftsführer Bornemann verstärkt um den Erhalt von idividuellem Lebensraum von Senioren und Behinderte kümmern. "Betreutes Wohnen, ob mit solchen Privatinvestitionen wie in Connewitz oder auf anderen Wegen, wird zunehmend an Bedeutung gewinnen als Alternative zum Pflegeheim", sagt er voraus. Die Malteser würden im sozialen Bereich ihren Teil zu noch mehr Projekten in solcher Wohnform gern leisten. Für die Bauten jedoch müßten andere sorgen, das sei nicht Aufgabe einer Hilfsorganisation. Weitere Projekte sind Zukunftsmusik, erst-einmal müssen die Malteser ihr Projekt in Connewitz bewältigen. Deswegen wünscht Bornemann für die nächste Zeit etlichen Senioren und Behinderten etwas Aufregung, wie er sie am Beginn des Vorhabens hatte, Aufregung vor der Unterschrift unter einen Vertrag mit dem Projekt Betreutes Wohnen in Leipzig.

Bernhard Holfeld

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 48 des 46. Jahrgangs (im Jahr 1996).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 01.12.1996

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