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Aus der Region

Verbindung zur Seelsorge

Tagung zu Chancen der Erwachsenenbildung

Ein ganzes Wochenende lang beschäftigten sich in Schmochtitz 20 zumeist ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Erwachsenenbildung mit den Fragen: Was ist das katholische, das christliche an unserer Erwachsenenbildung? Was unterscheidet unsere Veranstaltungen von denen nichtchristlicher Bildungsträger? Und welches sind die Gemeinsamkeiten, welches die Unterschiede zwischen Seelsorge und ganzheitlicher Bildung.

Das Bildungswerk des Bistums Dresden-Meißen hatte zu dieser Tagung eingeladen und Bischof Joachim Reinelt als Referenten gewinnen können. Nach einem gemeinsamen Gottesdienst benannte er in seinem Referat das Spezifische unseres christlichen Bildungsauftrags in drei wesentlichen Punkten.

- das anthropologische Moment: als Christen sehen wir in jedem Menschen ein von Ewigkeit her von Gott gewolltes und geliebtes Wesen und gehen deshalb davon aus, daß das Wesentliche in jedem Menschen schon da ist. Dieses grundsätzliche Ja zu dem Menschen, der mir gegenübersteht, setzt ihn frei, er selbst zu sein und sich weiterzubilden.

- das soziologische Moment: unsere Bildung geschieht in dem Glauben, daß aufgrund Seiner eigenen Zusage Jesus in ihrer Mitte ist. Das befreit uns von dem Erfolgsdruck, alles selber machen zu müssen, und schafft Freiräume für "Einbruchstellen" des Heiligen Geistes.

- das kosmologische Moment: wir versprechen nicht das Glück auf Erden, sondern wissen, daß Dunkelheiten wesentlich zu unserem Weg zu Gott gehören und auch von Ihm getragen sind. Die Realität von Schmerz und Leid brauchen wir nicht zu leugnen.

Aus all dem folgt, daß auch in unseren Bildungsveranstaltungen Liebe spürbar sein muß, sie von der Liebe zum Menschen als Ebenbild Gottes getragen sein müssen. Hier ist die Verbindung zur Seelsorge unverkennbar.

Am Nachmittag trugen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die vielen Schritte auf dem Weg einer Bildungsveranstaltung zusammen: Von der Idee bis zum Einreichen der Unterlagen für einen finanziellen Zuschuß beim Bildungswerk sind viele "Kleinigkeiten" zu beachten, damit eine Veranstaltung gelingen kann.

Der Sonntag stand im Zeichen der Besinnung auf unsere Grundlagen - und auf unsere Grenzen. Wohltuend war die Aussage des Apostels Paulus im ersten Korintherbrief, daß es in der Gemeinde verschiedene Gnadengaben gibt, die der eine Geist Gottes bewirkt - eine Entlastung für alle, die in der eigenen Pfarrei alle Aufgaben selbst übernehmen zu müssen meinen.

Deutlich wurde die Spannung zwischen dem Bedürfnis, innerhalb der Gemeinde Bildungsveranstaltungen anzubieten, und dem Auftrag, nach außen zu gehen, auch diejenigen einzuladen und mit Themen anzusprechen, die nicht zu Pfarrei gehören. Vielleicht findet sich ein Weg, die Chance kirchlicher Erwachsenenbildung zu nutzen, die an der Nahtstelle zwischen christlicher Verkündigung und moderner Lebenswelt angesiedelt ist - als Dienst für die Menschen um uns herum und auch mit ihnen. Denn: "Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi", wie es im Dokument Gaudium et spes des Zweites Vatikanischen Konzils heißt.

Elisabeth Meuser.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 49 des 46. Jahrgangs (im Jahr 1996).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 08.12.1996

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