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Bistum Görlitz

Ehrenamt in den Gemeinden bleibt konstitutiv

Diözesancaritas Görlitz besteht 50 Jahre

Cottbus (dw) - Caritas habe ihr Zuhause in den Pfarrgemeinden und schöpfe ihre Gesinnung aus dem Beispiel der Ehrenamtlichen, sagte der Görlitzer Bischof Rudolf Müller am 16. November anläßlich des 50jährigen Bestehens der Caritas Görlitz-Cottbus.

Diese Identität müsse auch bei den gegenwärtigen und zukünftigen Umbrüchen in Gesellschaft und Kirche gewahrt bleiben. Der Caritasverband der Diözese Görlitz habe sich die Kraft erhalten, "bei allem Umbruch einen Aufbruch zu wagen" und sei deshalb mit seinen 50 Jahren eigentlich noch recht jung, lobte der Bischof.

Der Görlitzer Diözesanverband habe in der DDR-Zeit ein Beispiel dafür gegeben, daß Caritas auch möglich sei, wenn nicht alle Spielräume offenstehen, sagte Prälat Hellmut Puschmann, der Präsident des Deutschen Caritasverbandes.

Es wäre nach diesen Erfahrungen schlimm, wenn sich die Caritas heute angesichts von schwieriger werdenden finanziellen und politischen Bedingungen aus der Gesellschaft zurückziehen würde, betonte der Präsident.

Auch die brandenburgische Sozialministerin Regine Hildebrandt machte in einem verlesenen Grußwort Mut zu gesellschaftlichem Engagement. "Machen Sie der Politik Beine", ermunterte sie die Anwesenden. Die Kirchen seien als kritische Partner in der Politik wichtig.

Als Dr. Franz Scholz im November 1946 als Caritasdirektor in Cottbus eingesetzt wurde, konnte er schon von den Erfahrungen aus einer 36 Jahre langen Tradition des Caritasverbandes im Erzbistum Breslau profitieren. Im Gebiet des heutigen Bistums Görlitz gab es damals in kirchlicher Trägerschaft bereits vier Kinderheime, neun Kindergärten, drei Krankenhäuser, acht Altersheime, einen Ortscaritasverband in Görlitz und Bahnhofsmissionen in Cottbus, Görlitz, Guben, Horka und Fürstenberg.

Die Caritas im Gebiet der Diaspora war nach Kriegsende von Breslau aus zunehmend schwieriger zu verwalten. Zu den wichtigsten Aufgaben für den neugegründeten Verband zählte die Betreuung von Flüchtlingen und Vertriebenen aus Ostpreußen und Schlesien. Sofort nach dem Krieg waren Suchdienste und Bahnhofsmissionen in verschiedenen Orten des Cottbus-Görlitzer Raumes aufgebaut worden.

Die ersten Projekte, die der Caritasverband im Westteil der Breslauer Diözese nach der Gründung eines eigenen Caritasverbandes in Angriff nahm, waren Altersheime in Altdöbern, Lipsa und Mengelsdorf.

Franz Scholz, der seit vielen Jahren in Süddeutschland lebt, erinnerte die heutigen Mitarbeiter in einem Glückwunschbrief zum 50. Jubiläum an die schweren Arbeitsbedingungen der damaligen Zeit: Unter "unsagbaren Verhältnissen" seien die drei ersten Heime den zuständigen Bodenkommissionen abgerungen worden.

In den vierziger Jahren folgte die Eröffnung von ambulanten Pflegestationen in Cottbus und Lübben, die Gründung eines Caritasverbandes für die Stadt und den Kreis Hoyerswerda, die Einweihung eines Kinderheimes in Altdöbern und eines Kindererholungsheimes in Mengelsdorf.

Auch unter den veränderten Bedingungen der Nachwendezeit stellt sich der Caritasverband der Diözese Görlitz immer wieder neuen Aufgaben. Derzeit entsteht in Beeskow eine Caritas-Kreisstelle. Altenheime in Mengelsdorf und Forst werden in Heime für psychisch Behinderte umgewandelt.

Caritas-Präsident Puschmann forderte den Diözesanverband auf, wach zu sein für die Brüche in der Geschichte und verantwortungsbewußt ihre Dienste zu hinterfragen und neues in Angriff zu nehmen, auch wenn man noch nicht total abgesichert sei und nicht hundertprozentig wisse, was das Richtige sei.

Die Caritas dürfe sich nicht in die Rolle drängen lassen, in der Gesellschaft nur die Reparaturen zu machen. Sie müsse auch vorbeugend wirken und ihre Aufgaben entsprechend auswählen.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 49 des 46. Jahrgangs (im Jahr 1996).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 08.12.1996

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