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Reliquien in Skulpturen

Stichwort

Reliquien in Bildwerke einzulassen war im Mittelalter seit dem Aufkommen großer Skulpturen (um das Jahr 1000) üblich. Da Skulpturen des Gekreuzigten, von Maria oder den Heiligen in dieser Zeit in besonderer Weise als Kult- und Andachtsbilder dienten, wurde deren Verehrungswürdigkeit durch die Einlassung von Reliquien noch verstärkt. Die in der Figur verehrte Person wurde durch die Reliquien gegenwärtig gesetzt. Der Reliquieneinschluß führte zur weiteren Sakralisierung des ohnehin heiligen Bildes (Ikone). Kruzifixus und Kreuzreliquiare stellten so eine Einheit dar, die in der mittelalterlichen Wertskala den höchsten Rang einnahm.

Das byzantinische Kreuzreliquiar im Kopf des Gekreuzigten in Halberstadt enthält höchstwahrscheinlich Splitter vom sogenannten "wahren Kreuz" Christi, wie die Fachbezeichnung lautet. Auf Gund der zentralen Bedeutung des Kreuzestodes Christi gibt seit dem 4. Jahrhundert zahlreiche legendäre Berichte über den Verbleib des Kreuzes. So soll die Kaiserin Helene am 14. September 320 (Fest Kreuzerhöhung) das Kreuz Jesu am mutmaßlichen Ort der Kreuzigung aufgefunden haben. Nach zahlreichen Bezeugungen sind seit dieser Zeit viele Partikel dieses Keuzes in alle Welt gelangt. Aber auch Holzsplitter, die nicht zu diesem Kreuz gehörten, wurden als Reliquien des Kreuzes Jesu ausgegeben.
(tdh)

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 50 des 46. Jahrgangs (im Jahr 1996).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 15.12.1996

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