Nicht nur die großen Aktionen sind wichtig
Katholische Arbeitnehmer im Bistum
Hammer und Kreuz, Zeichen der Arbeit und Zeichen der Hoffnung bilden das Logo der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung KAB), die aus der Sicht des Evangeliums und auf den Grundlagen der katholischen Soziallehre die christliche Alternative zu den Gewerkschaften sein will. In den neuen Bundesländern ist sie aber bei weitem noch nicht so verbreitet, wie es ihr eigentlich zukommen sollte.
"Es hat ja keinen Zweck, die da oben machen doch, was sie wollen!" ist die oft zu hörende Stammtischmeinung. Einen anderen Standpunkt, nämlich den des "Einmischens", vertraten bald nach der Wende engagierte Katholiken im Norden des Bistums Görlitz. Kontakte zur KAB des Bistums Speyer machten die Gründung von Ortsverbänden in Guben, Cottbus und Senftenberg/Altdöbern möglich. Eine der ersten Aktivitäten war die Delegierung einer ganzen Anzahl ehrenamtlicher Richter an die Arbeitsgerichte.
Wenn auch die ganz großen Aktionen zugunsten der Familien und der sozial Schwachen nicht in dem Umfang wie in den alten Bundesländern zum Tragen kamen, zu Wort melden, mit verändern, einmischen, wenn es um eine gerechtere Gesellschaft, eine hellhörige und helfende Kirche für soziale Probleme geht, das tun auch KABler hier vor Ort.
"Sie bekommen nicht, was ihnen zusteht", war der Aufruf zum Widerspruch gegen die Kindergeldbescheide im letzten Jahr. Der Erfolg: Die Bundesanstalt für Arbeit hat die Familienkassen veranlaßt, die Widerspruchsverfahren mit Zwischenbescheid ruhen zu lassen, bis Musterfälle gerichtlich entschieden sind. Andere Beispiele: die Forderung nach Alterssicherung für die Arbeitsnehmer in "geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen" oder das "Sparpaket".
Mit reden, mit entscheiden kann nur, wer informiert ist. Deshalb war die KAB-Mitgliederversammlung am 20. November in Cottbus als Bildungsabend deklariert. Josef Homberg, Bildungsreferent der Arbeiter#und Betriebsseelsorge der Diözese Speyer und im Ehrenamt Diözesanvorsitzender der KAB Speyer, sowie Günther Spies, Sozialexperte der KAB des Bistums Speyer, waren angereist.
Homberg forderte das ständige soziale Engagement für die Familien und die Schwachen. Es "müssen nicht immer spektakuläre Aktionen sein. Betreuung, Beratung und wenn nötig Vertretung, damit wird täglich konkrete Hilfe in schwierigen oft existenszbedrohenden Situationen geleistet". Homberg berichtete vom "Konsultationsprozeß über ein gemeinsames Wort der Kirchen": Etwa 20 Prozent aller Zuschriften zum "gemeinsamen Wort" seien aus dem Raum der KAB gekommen.
Günther Spies führte einiges zum Rentensystem aus und belegte die Behauptung Norbert Blüms, daß die Renten sicher seien mit Zahlen unter dem Vorbehalt, daß die Rentenkassen von Fremdleistungen befreit werden. Die dauernden Unsicherheitsparolen zur Rente hätten den Versicherungsunternehmen im vergangenen Jahr einen Zuwachs von über 60% in der Sparte Alterssicherung gebracht.
Dieser Abend machte Mut, neue Aufgaben anzugehen. So ist eine oft schwierige aber sehr wesentliche Aktivität in Cottbus, die Betreuungs# und Beratungsarbeit. Jeden Montag von 17 bis 18 Uhr ist die Beratungsstelle der KAB im St. Elisabeth-Haus in der Straße der Jugend 23 geöffnet.
Klaus Schirme.
Infos zur KAB Cottbus bei E. Schwarz (Tel.: 03 55 / 2 59 37) oder U. Constantin (Tel.: 03 55 / 71 49 92)
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 15.12.1996