Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!
Bistum Magdeburg

In hochtechnisierter Welt menschenwürdiges Sterben ermöglichen

Halle (fun) - "Dieses Haus ist ein Segen für viele, die sonst keine Hoffnung mehr haben." Diesen Satz sagte Bischof Leo Nowak in seiner Predigt zur Eröffnung des Hospizes in Halle am 6. Dezember.

Das neue Gebäude in der Nähe des Elisabeth Krankenhauses im Zentrum von Halle vereinigt nun sowohl ein ambulantes- und Tageshospiz als auch ein stationäres Hospiz.

In acht Betten, die in sechs Einzelzimmern und einem Doppelzimmer verteilt sind, können in nächster Zeit Menschen, die im Sterben liegen, noch intensiver betreut werden, als es im Tages- oder im ambulanten Hospiz möglich war.

Dennoch sind die "acht Betten nicht ausreichend für den Bedarf des Landkreises". Aber das Hospiz könnte ein Zeichen setzen und den Gedanken der Hospizhilfe in Halle aufleben lassen, meinte eine ehrenamtliche Mitarbeiterin.

Seit 1985 begleitet ein ehrenamtliches Hospizteam aus Krankenschwestern, Ärzten, Seelsorgern und Sozialarbeitern und seit 1990 auch sorgfältig ausgesuchte und vorbereitete Ehrenamtliche Schwerstkranke und ihre Familien in der Halleschen Region. Durch die Initiative von Pfarrer Heinrich Pera entstand dann 1993 ergänzend zu diesen ambulanten Begleitungen das erste Tageshospiz in Deutschland.

Die über 50 ehrenamtlichen Mitarbeiter verglich Pera bei der Einweihung mit Spinnen, welche unermüdlich und ausdauernd ihr Netz, obwohl es ständig kaputt geht, weiterweben und dabei nicht aufgeben. Ohne sie wäre die Hospizarbeit gar nicht möglich. Eine enge Zusammenarbeit plant das Hospiz mit der Palliativstation des Elisabeth-Krankenhauses, die in einem Jahr eingerichtet werden soll.

Es brauche Projekte wie das Hospiz in Halle, um "in unserer hochtechnisierten Welt wieder ein menschenwürdiges Sterben zu ermöglichen", äußerte die Ministerin für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Gerlinde Kuppe. "Solche Initativen lassen den Gedanken an Euthanasie gar nicht erst aufkommen", sagte sie. Halles Oberbürgermeister Klaus Rauen bezeichnete die neue Hospizeinrichtung als "Haus der Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit". Während des Festaktes überreichte der Geschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, Dipl. Kaufmann Achim Ebert, Heinrich Pera einen Scheck über 120 000 Mark. Eine willkommene Unterstützung für das Hospiz, das sich in erster Linie aus Spenden finanziert.

Auch ein Benefizkonzert des Opernhauses Halle und des Stadtsingechors brachten 10 700 Mark für das Hospiz ein. Am 11. Dezember wurde der Scheck an den Geschäftsführer überreicht.

Damit bestätigt sich der Gedanke von Bischof Nowak, der von einer "Religion der Hoffnung" sprach. Menschen, die selbst der Todesangst ausgeliefert seien, vermittelten im Hospiz Hoffnung, sagte der Bischof.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 50 des 46. Jahrgangs (im Jahr 1996).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 15.12.1996

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps