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Bistum Dresden-Meißen

Schwester Kristin aus Riesa nach der Profeß in Kalkutta

Im Interview:

Unter den 43 Missionarinnen der Nächstenliebe, die Anfang Dezember in Kalkutta ihre ewigen Gelübde ablegten, waren auch zwei Schwestern, die aus dem Osten Deutschlands stammen: Schwester Kristin Manns aus Riesa und Schwester Benedicta Sroka aus Worbis im Eichsfeld. Schwester Kristin ist 32 Jahre alt und ließ sich nach dem Abitur im St.-Elisabeth-Krankenhaus in Leipzig zur Krankenschwester ausbilden. 1987 trat sie in den Konvent der Missionarinnen in Chemnitz ein. Nach Jahren in Warschau, Moskau und Litauen bereitete sie sich seit Anfang 1996 in Kalkutta zusammen mit 42 anderen Schwestern auf die Ewige Profeß vor. Der Tag des Herrn sprach mit ihr kurz nach der Profeß:

Fast ein Jahr haben Sie in Kalkutta gelebt und gearbeitet. Welche Aufgaben hatten Sie, worauf wurde vom Orden besonders Wert gelegt?
In den ersten sechs Monaten haben wir nur jeweils einen halben Tag gearbeitet. Ich hatte in der Hauptsache die Aufgabe, in den Ambulanzen, die wir in den verschiedenen Stadtteilen und auch in den Dörfern unterhalten, Medizin auszugeben. Das bedeutet jeden Tag mit indischen Ärzten unterwegs zu sein, die in unseren Häusern und medizinischen Stationen behandeln. Die andere Zeit war für die spirituelle Unterweisung vorbehalten. Es kam auf die geistliche Erneuerung und Umwandlung an.
Es war spannend, als die Schwestern nach der Feier erfuhren, wohin sie gesandt werden. Sind Sie enttäuscht, daß Ihr Platz wieder in Litauen sein wird, wo sie bereits fünf Jahre waren?
Überhaupt nicht. Es kommt ja darauf an zu helfen und nicht, irgendein Land kennenzulernen. Mein Ziel ist auch nicht ausdrücklich mit Litauen benannt, sondern lautet: Region Moskau. Und die umfaßt unsere Häuser von Nowosibirsk bis zum Baltikum. Ich würde mich freuen, wenn ich in unser Haus in Litauen zurückkehren könnte. Ich kenne die dort arbeitenden Schwestern, die Menschen, die uns brauchen und vor allem ihre Sprache.
Was hat sie in den acht Ordensjahren am meisten mit Freude erfüllt, geprägt oder sogar - wenigstens zeitweise - glücklich gemacht?
Ich nenne das die eschatologische Seite unseres Lebens. Das heißt, es beeindruckt mich, wie wir vielen Frauen aus den verschiedenen Kulturen und Kontinenten, mit unterschiedlichen Charaktereigenschaften, manchmal sogar mit anderer Lebensauffassung zusammenleben. Christus und unsere Aufgaben an den Armen verbinden und vereinen uns. Das ist für mich erstaunlich und ein Stück Vorwegnahme des Himmels. Natürlich ist das nicht immer leicht und nicht ohne Probleme.
Im Blick auf die Menschen: Was macht Sie besonders traurig?
Tief deprimiert mich, wenn Menschen, mit denen ich zu tun bekomme, auch Mitschwestern, Gottes Liebe nicht annehmen können. Sie verschließen sich manchmal aus Unverständnis oder aus Verbitterung heraus. Das ist schwer zu ertragen. Viele verlieren heute das Geistliche, das fiel mir vor allem in Deutschland, auch in unserer Kirche auf. Selbst Kirchenzeitungen wissen über kontemplative Ordensfrauen häufig nicht mehr zu berichten, als daß sie Hostien backen.
Was bedeutet für Sie Mutter Teresa?

Interview: Gottfried Swoboda

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 1 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 05.01.1997

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