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Bistum Görlitz

Als Laie im Dienst der Kirche - ein Wagnis, das sich lohnte

Ordinariatsrat geht in Ruhestand

Altbischof Bernhard Huhn bringt es auf den Punkt: "Günter Wittig ist mir in all den Jahren des gemeinsamen Weges ein treuer Freund geworden."; Jetzt - drei Jahre nach seinem Bischof - scheidet auch der heutige Ordinariatsrat Günter Wittig, der langjährige Leiter des Finanzreferates, aus dem aktiven Dienst an der Kirche aus.

Begonnen hatte alles 1956. Der gelernte Vermessungstechniker wechselte auf Bitten Bernhard Huhns - damals Jugendseelsorger des Görlitzer Gebietes - in den kirchlichen Dienst. "Für mich war es ein Sprung ins Ungewisse";, erinnert sich Günter Wittig. Und Bernhard Huhn: "Für beide Seiten war es ein Wagnis, denn niemand wußte, wie sich die gesellschaftliche Situation gestalten würde."; Gab doch Günter Wittig eine gesicherte berufliche Position auf. Auch finanziell mußte sich der junge Günter Wittig umstellen: Von etwa 700 Mark netto beim Vermessungswesen blieben im kirchlichen Dienst 250 Mark. So mancher Traum blieb damit sicher unerfüllt. Es waren aber immer Menschen wie Günter Wittig, die mit ihrem Engagement Kirche weitertrugen.

Sein erstes Aufgabenfeld war die Jugendseelsorge. Was heute Referent heißt, trug damals noch den Namen "Diözesan-Jugendhelfer";. Nur ein Beispiel aus der vielfältigen Arbeit: In den Gemeinden wurden Jugendwochenenden angeboten. "Fast drei Wochenenden im Monat war ich auf Tour in den Pfarreien";, erinnert sich der heutige Ordinariatsrat. Die kirchliche Jugendarbeit hatte in den damaligen DDR-Verhältnissen einen besonderen Stellenwert. Günter Wittig: "Inmitten der alltäglichen Bedrängnis boten wir ein Refugium, wo unsere Jugend wußte, daß sie unter sich war und ganz offen reden konnte."; Doch, so weiß der einstige Jugendarbeiter heute, "unter sich"; war man letztlich nie, "die Stasi war immer dabei";.

1961 wechselte Günter Wittig zur Männer- und Erwachsenenseelsorge. "Nicht nur ich war älter geworden, sondern auch meine Jugendlichen, die ich in der Erwachsenenseelsorge weiterbegleiten konnte."; Ein Jahr darauf wurde er auch als Dozent für Laienapostolat ans Katechetenseminar Görlitz berufen.

Wie aber kam ein geborener Seelsorger zur Finanzabteilung, die er bis 1996 leitete. Günter Wittig gibt Antwort, "1968 kam es durch die Krankheit meines Vorgängers zu einem Kuriosum. Bischof Gerhard Schaffran stellte fest, es gibt kein Gehalt."; Des Bischofs Lösung lautete: "Herr Wittig, kümmern sie sich darum..."; So kamen zu den Arbeiten für die Seelsorge die Finanzen hinzu. 1972 wechselte Günter Wittig ganz zu den Finanzen. Zu seinem neuen Arbeitsfeld gehörte beispielsweise die Überprüfung und Beratung in den Gemeinden. Seine Angst, daß es vor Ort zu Abwehrhaltungen kommt, bestätigte sich jedoch nicht. Noch einmal Altbischof Bernhard Huhn: "Seine besondere Gabe, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen, kam ihm immer sehr zu Gute."; Und Günter Wittig selbst: "Meine Arbeit verstand ich als Dienstleistung für die Pfarreien."; Und bis heute vergeht kein Tag, daß nicht von irgendwoher Anfragen an Günter Wittig kommen. Und so wird es wohl auch im Ruhestand bleiben.

Der heutige Bischof von Görlitz, Rudolf Müller, dankte Günter Wittig, der, so Rudolf Müller, sein Leben in den Dienst an der Kirche, den Pfarrern und Gemeinden gestellt hat. "Günter Wittig hat immer mit und für die Kirche gedacht";, hob Müller hervor. Als Dank der Diözese Görlitz wurde Günter Wittig mit dem Titel Ordinariatsrat im Ruhestand"; geehrt.

Holger Jakobi

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 1 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 05.01.1997

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