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Bistum Görlitz

"Es war wie zu Hause"

Ehemalige Schlesier aus ganz Deutschland meldeten sich nach TV-Gottesdienst

Görlitz - Weit über 200 Anrufe und etliche Briefe gingen im Görlitzer Dompfarramt ein, nachdem die ARD in der Christnacht den Gottesdienst aus der St.-Jakobus-Kathedrale übertragen hatte. Zehn Gemeindemitglieder nahmen nach Sendeschluß bis um 4 Uhr in der Frühe Telefonate entgegen, die aus allen Teilen Deutschlands kamen. Mehr als neunzig Prozent der Anrufer, zum großen Teil ehemalige Schlesier, äußerten sich hoch erfreut, die typisch schlesische Melodie des Transeamus von Ignatz Schabel und der Christkindelmesse von Josef Gruber zu hören, lobten die Predigt und waren beglückt über die "schlichte und doch frohmachende Atmosphäre" des Gottesdienstes

Eine Zuschauerin aus Osnabrück schrieb in einem Brief: "Der Görlitzer Weihnachtsgottesdienst hat froh und dankbar - Gott und den Menschen gegenüber - gemacht. Ich hoffte, sie sängen das altvertraute, hier unbekannte Transeamus und wurde nicht enttäuscht, es war wie zu Hause". In einem Schreiben aus Saarbrücken heißt es: "Meine 82jährige, blinde Mutter hat am Heiligen Abend Ihren Gottesdienst gehört. Sie war von der Predigt des Herrn Bischof so begeistert, daß sie diese gern hätte. Sie hat ein Blindenlesegerät, so daß sie diese hören kann." Eine ganze Reihe von Menschen, die sich an diesem Abend besonders einsam und verlassen fühlten, dankten per Telefon für die Verbundenheit, die sie durch die Gottesdienstübertragung spürten

Neben dem weitaus positiven Echo gab es auch einige negative Stimmen; so sei der Gottesdienst mit vielen lateinischen Texten typisch römisch gewesen. Er habe zu sehr einem Konzert geähnelt, Altarraum und Krippe seien zu selten im Bild gewesen

Geärgert haben sich die Gemeindemitglieder an den Telefonen über die Arroganz eines Anrufers, der von einer "typisch ostdeutschen" Übertragung sprach. Für ihn waren die Teilnehmer "ärmlich angezogen". Neben den Freiwilligen an den Telefonen trugen noch andere Katholiken der St.-Jakobus-Gemeinde zum Gelingen der Übertragung bei. Einige Helfer beköstigten die 45 Mitarbeiter des Übertragungsteams bereits am Vortag. Junge Leute standen als Kabelträger zur Verfügung und halfen beim Auf- und Abbau der Technik.

Bernd Richter

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 2 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 12.01.1997

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