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Hauptprobleme: Sprache und Arbeit

Gemeinden und kirchliche Vereine im Raum Dresden helfen Spätaussiedlern

Radebeul (tg) - Rund 40 000 Spätaussiedler sind Angaben der Caritas zufolge seit 1996 nach Sachsen eingewandert. Wie viele heute im Freistaat leben, darüber gibt es kaum verlässliche Angaben. 300 000 schätzt die Landsmannschaft der Russlanddeutschen. Nachprüfen lässt sich das nicht. Fest steht, dass jährlich bis zu 6500 nach Sachsen kommen. Rund 6300 waren es im vergangenen Jahr, 2700 davon unter 25 Jahre alt. Um ihre Sorgen und Nöte ging es auf dem Gemeindetag für Aussiedler am 1. September in Radebeul. Die evangelisch-lutherische Kirche, Diakonie und Caritas organisieren diesen Tag alljährlich gemeinsam. Hier soll informiert, aber auch ermutigt werden. Etwa 1500 Aussiedler kamen diesmal nach Radebeul.

Vor allem evangelische Kirchgemeinden wie die in Radebeul oder im Dresdner Neubaugebiet Prohlis kümmern sich um Russlanddeutsche. Aber auch katholische Organisationen tun dies. Beispiel: das Jugendgemeinschaftswerk (JGW) Dresden, das zur Katholischen Offenen Jugendarbeit (KOJA) gehört. In über 2000 Fällen hat das JGW im vergangenen Jahr Zugewanderten im Alter zwischen zwölf und 27 Jahren und ihren Familien in Schule, Berufsausbildung, beim Gang auf Ämter und in Krisensituationen geholfen.

Für Information und Austausch gab es zum Gemeindetag Beratungsangebote und ein Forum, wo Aussiedler die Vertreter von Freistaat und Bund direkt ansprechen konnten. Für die Ermutigung gab es Gottesdienste, eine Gebetsversammlung und Programme, vor allem für Kinder und Jugendliche.

Pfarrer Michael Karstädt, Ökumenebeauftragter der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, erhofft sich von dieser Veranstaltung auch einen Impuls. Denn für die Aussiedler werde längst noch nicht genug getan. "Einheimische, vor allem aber Kirchgemeinden sollten mehr als bislang auf die Aussiedler zugehen", meinte Karstädt. Hilfe brauchen sie vor allem beim Erlernen der deutschen Sprache. Neuankömmlinge absolvieren einen sechsmonatigen Sprachkurs. "Zu wenig für uns", meint Merdan Useinov, der aus Usbekistan stammt und seit einem Jahr in Radebeul lebt.

Neben der Sprache zählt die Arbeitslosigkeit zu den Hauptproblemen für die Russlanddeutschen, sagt Ella Hermann, promovierte Germanistin, die vor fünf Jahren aus Moskau gekommen ist. Viele qualifizierte Fachleute könnten ihrem Beruf hier nicht mehr nachgehen. Die meisten Aussiedler seien dauerhaft auf Sozialhilfe angewiesen. Ehrenamtliche in den Kirchgemeinden helfen den Aussiedlerfamilien, indem sie Briefe und Formulare übersetzen und sie beim Gang zu Ämter und Behörden begleiten, erzählt Brigitte Schleinitz, evangelische Pfarrerin in Radebeul. Kontakte - für die Integration ganz wichtig - entstünden auch bei Begegnungsabenden und Rüstzeiten.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 37 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 13.09.2001

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