Leben aus einem Guß
Vorgestellt: Gertrud Krzeminski
Gera - Mit einem festlichen Gottesdienst, der von den Geistlichen des Dekanates Gera konzelebriert wurde, und einer großen Caritas-Gemeinde wurde am 11. Januar in der Geraer St. Elisabeth-Kirche die Geschäftsführerin des Caritasverbandes Ostthüringen e.V., Gertrud Krzeminecki, nach 28 Jahren ihres Wirkens in Gera in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet
Pfarrer Bernhard Sahler, Vorsitzender des Caritas-Ortsver-bandes, und Kapuzinerbruder Andreas Waltermann beschrieben in ihren Ansprachen den Dienst der "Caritas-Frau" Krzeminecki in Gera als "ein Leben aus einem Guß" in der glücklichen Verbindung von Berufung, Arbeit und Ehrenamt. "Gibt es etwas Schöneres, als das zu tun und zu leben, das unserer Berufung, unserer Identität entspricht?", fragte Bruder Andreas in der Predigt; Frau Krzeminecki habe Caritas als den Dienst verstanden, Menschen zu begleiten, ihnen zu helfen, aus den eigenen Wurzeln zu leben, ihre Identität und ihren Platz zu finden, sie zu fördern und ihnen Heimat zu geben. "Sie gab der Caritas in Gera ein Gesicht und einen Namen", sagte Bruder Andreas
In ihrem Festvortrag hielt die Abteilungsleiterin für Soziale Dienste beim Diözesan-Caritasverband Dorothea Kinder, Rückschau auf einzelne Stationen des Wirkens der Sozialarbeiterin, Fürsorgerin und Geschäftsführerin. 1964 gab Gertrud Krzeminecki ihren erlernten Beruf auf und begann die kirchliche Ausbildung in Magdeburg, weil sie "mit Menschen zu tun" haben wollte. Fortan war die Caritas ihr Lebens- und Erfahrungsraum: sieben Caritasdirektoren bestimmten in diesen Jahren das Profil der Caritas - inhaltlich spannt sich der Bogen vom Zweiten Vatikanum über die Pastoralsynode bis zur Leitbilddiskussion von heute
Nach ihrer Ausbildung in Magdeburg - 1966-68 - wurde Gertrud Krzeminecki als Jahrespraktikantin nach Gera geschickt - was sie damals selbst nicht geglaubt hätte: aus dem einen Jahr wurden 28 Jahre. Als Fürsorgerin war sie unter den erschwerten Bedingungen der DDR-Administration zuständig für die kirchlich-sozialen Belange in den 17 Pfarreien des Dekanates. Sie sammelte und schulte die Ehrenamtlichen, sorgte für Einweisungen in die Kinder- und Altersheime, vermittelte Kindererholungen und Kuren; sie organisierte Freizeiten für Hilfsschüler, Spätaussiedler und alleinerziehende Mütter, arbeitete mit psychisch Kranken und Suchtkranken, gründete die Gruppe der Gehörlosen, sorgte sich um Blinde. Sie war einfach die "all-round-Frau" der Caritas
Und dann kam die Wende: ein anderes Tempo und eine andere Arbeitsweise waren angesagt, neue Strukturen waren gefordert. Wichtig wurden die Zusammenarbeit mit den anderen Wohlfahrtsverbänden der Liga und das Verhandeln mit den kommunalen Gremien in den Gemeinden. Bereits 1990 wurden die Sozialstationen aufgebaut, das Nichtseßhaftenheim "Haus Emmaus" konnte am 5. September 1992 eröffnet werden. Am 25. November l995 wurde der Caritasverband für Ostthüringen e. V. gegründet, Frau Krzeminecki zur Geschäftsführerin gewählt
Diözesan-Caritasdirektor Horst Kutschke erinnerte in seinem Grußwort an den Satz von Erich Kästner: "Tue Gutes und rede darüber". "Frau Krzeminecki hat sehr viel Gutes getan, aber sie hat wenig darüber geredet", sagte Caritasdirektor Horst Kutschke. Er zeichnete die scheidende Geschäftsführerin mit dem Caritas-Ehrenzeichen in Gold aus und überreichte ihr die Ehrenurkunde, die vom Präsidenten des Deutschen Caritasverbandes, Hellmut Puschmann, unterschrieben ist. Nun übergibt Gertrud Krzeminecki den Stafettenstab an ihren Nachfolger Andreas Zube. Aber das bedeutet keine Untätigkeit: Frau Krzeminecki wird auch in Zukunft in verschiedenen Caritasbereichen tätig sein.
Aloys Funke
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 26.01.1997