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Bistum Magdeburg

Christen müssen sich einmischen

Rita Waschbüsch in Magdeburg

Magdeburg (dw) - Zur angekündigten Podiumsdiskussion zwischen der Vorsitzenden des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Rita Waschbüsch, und dem Magdeburger Bischof Leo Nowak kam es nicht beim diesjährigen Neujahrsempfang des Forum Norbertinum in Magdeburg

Die beiden Gesprächspartner brachten ihre Vorstellungen darüber, was "Christsein hier und heute" bedeutet, stattdessen in Monologform vor: Der Bischof in seiner Predigt während der Eucharistiefeier, die ZdK-Vorsitzende im anschließenden Referat. Beide betonten, daß Kirche ihren Dienst an der Gesellschaft tun müsse. Rita Waschbüsch forderte dazu auf, die Chance der Freiheit zu nutzen und sich gesellschaftlich einzumischen. Es sei "geradezu unchristlich", nicht wählen zu gehen, betonte sie. Manches wäre in der Gesellschaft schlechter, wenn Christen sich nicht eingemischt hätten, erinnerte sie. Ein Beispiel seien Gesetze zugunsten des Lebensschutzes Ungeborener, Kranker und Behinderter

30 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gebe es viele Sorgen, daß die damals eingeleitete Öffnung der Kirche nicht zu einer geistlichen Verwässerung geführt habe, sagte die ZdK-Vorsitzende. Papst Johannes XXIII. habe diese Befürchtungen bereits vorausgeahnt. Seine Intention sei damals nicht billige Anbiederung an den Zeitgeist gewesen. Vielmehr habe er dazu aufgerufen, die "feste Burg auf dem Berg" zu öffnen, damit die Menschen sähen, welche "Schätze" sie birgt

Der Papst sei sich bewußt gewesen, daß mit der "Öffnung der Fenster und Türen" ein frischer, manchmal auch harscher Wind der Kritik eindringen könnte. In den vergangenen 30 Jahren sei in der Kirche natürlich nicht nur Positives geschehen. Es sei aber nicht richtig, alle negativen Tendenzen als Folgen des Konzils zu sehen. Die Entkirchlichung etwa, die zu beobachten sei, habe schon vorher begonnen. Immer hätten sich im Laufe der Jahrhunderte die Rahmenbedingungen geändert und nie sei es einfach gewesen, Christ zu sein, meinte Rita Waschbüsch. Eine Chance der Christen läge in ihrer Hoffnung, ihrem Wissen um die Vorläufigkeit irdischen Lebens und dem Bewußtsein, von Gott geliebt zu sein

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 4 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 26.01.1997

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