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Bistum Erfurt

Attraktive Kirche in der City

Erfurter Lorenz-Kirche saniert

Erfurt (hs / tdh) - Sie gehört zu den prägenden Gebäuden in der Erfurter City: die Lorenzkirche. Wenn dieser Tage die Erfurter Familien und ihre Gäste in die Lorenzkirche gehen, werden sie sich vielleicht auch einen Moment daran erinnern, daß die Kirche noch bis vor wenigen Wochen eine Baustelle war. Denn St. Lorenz, die älteste katholische Pfarrkirche der Landeshauptstadt, war in den letzten Jahrzehnten aus baulicher Sicht innen und außen immer un-freundlicher geworden. Freilich teilte sie dieses Schicksal mit vielen anderen Kirchen, die das Bild von Erfurt auch wegen der meist zugehörigen Türme weithin sichtbar prägen und dringender Instandsetzung und Pflege bedürfen

Mit der politischen Wende kam das Bauwerk Lorenzkirche in die Kur. Diese begann mit den ganz elementaren Dingen jeglicher Sanierung: Turm, Dach, Dachstuhl, Sichern eines schadlosen Wasserabflußes. Wenn auch nicht ausschließlich, so hatte auch das nicht ordnungsgemäß abfließende Regenwasser mit dazu beigetragen, daß große Teile des Gebäudes von der überaus schädlichen "aufsteigenden Feuchtigkeit" gezeichnet waren. Ein anderer Grund dafür war der Zementfußboden, der im Rahmen einer "durchgreifenden Wiederherstellung der Kirche" in den Jahren 1888 bis 1893 eingebracht wurde. In entsprechenden Urkunden und Rechnungen ist über die damals vorgenommenen Arbeiten unter anderem zu lesen: "Turm und Kirche wurden neu gedeckt ...Der Fußbodenbelag, soweit er aus alten Grabplatten bestand, neu bearbeitet, die Holzdielung durch Zementfußboden ersetzt. Verglasung der Fenster. Bänke, Beichtstühle, Hochaltar und Orgelbühne wurden neu angefertigt. 1890 wurde die Kirche durch die Maler Jos. Guntermann, München, und Nic. Stöhr, Erfurt, ausgemalt." Bereits 1848 waren die Innenwände neu getüncht und die hölzerne Tonne des Hauptschiffes in der anspruchsvollen, reichen Ausmalung des 19. Jahrhunderts mit Figuren gestaltet worden

Mit der äußeren und inneren Farbgebung der Lorenzkirche als gewisser Schlußpunkt der Sanierung seit 1990 beschäftigten sich Denkmalpfleger, Restauratoren und Gemeinde besonders intensiv. Notwendig war eine Entscheidung zwischen spartanisch einfarbigem Hellgrau oder einem mehrfarbigen Erscheinungsbild, daß Befunde der historischen Farbgebung aufnimmt. Bis auf die Decke gingen alle Beteiligten den mutigen Schritt zur bis dahin ungewohnten Farbfassung. Ein im Mittelalter leinölgebundenes Eisenoxydrot und ein in floraler Ornamentik vorkommendes Grün zieren seither wesentliche Gliederungsteile im Inneren und Äußeren der Kirche - im Zusammenklang mit dem gelblichen Sandstein aus Seebergen ein von vielen keinesfalls so erwartetes harmonisches Bild

Der von den Restauratoren vermutete "Aufschrei" der Stadtbevölkerung blieb aus. Wahrscheinlich, weil das Ergebnis überzeugt. Die "fragmentarische Wiederherstellung belegter mittelalterlicher bis spätgotischer Architekturfarbigkeit" ist für Hauptkonservator Gerhard Kaiser vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege, "auch ein städtebaulich akzentuierender Hinweis darauf, wie vielfältig die Farbgebung im Alltag unserer Vorfahren" war

In ihrer wiedergewonnenen Attraktivität schärft die Kirche natürlich auch den kritischen Blick auf das architektonisch und städtebaulich unbewältigte Gegenüber, das in den 70er Jahren unseres Jahrhunderts entstandene "Angereck".

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 5 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 02.02.1997

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