Jahrtausendwende als Christen erleben
Fastenhirtenbriefe der Bischöfe im Zeichen des Jahres 2000
Magdeburg / Erfurt / Dresden / Görlitz (fun) - Das Vertrautsein mit Jesu Person ist heute nicht selbstverständlich";, schreibt der Görlitzer Bischof Rudolf Müller in seinem Fastenhirtenbrief. Deshalb müsse der Christ sich sorgen, seinen Glauben lebendig zu erhalten, wie wir uns Mühe geben, unsere Zimmerpflanzen über den Winter zu bringen und am Blühen zu halten";. So wie er appellieren auch die Bischöfe Leo Nowak, Magdeburg, und Joachim Wanke, Erfurt, im Hinblick auf das Heilige Jahr 2000 den Glauben an Jesus Christus neu zu überdenken. Das erste Jahr der Vorbereitung auf das Jubiläum, das Kirchenjahr 1997, steht unter dem Motto Jesus Christus - Das menschliche Antlitz Gottes"; und soll die Menschwerdung Gottes und die durch ihn geschaffene Verbindung zu Gott auf Erden wieder neu in das Bewußtsein der Christen rücken.
Den Glauben an Jesus Christus erneuern und der Liebe zu Gott und den Menschen Raum geben in unseren Herzen";, darauf kommt es nach Ansicht von Bischof Nowak in diesem Christus-Jahr an. Der Glaube an Jesus will den Menschen mit Gottes selbst beschenken und öffnet ihm einen neuen Blick für seine Mitmenschen.";
Bischof Wanke unterstreicht, daß das Glaubensbekenntnis an Jesus Christus auch heute noch - nach fast 2000 Jahren - aktuell sei. Nicht Religion light kann unsere Parole sein, sondern nur das klare Bekenntnis zu Jesus Christus, zu seinem Wort und Lebensprofil";, schreibt Bischof Wanke.
Durch das Gebet Christus nah sein, Gemeinschaft in der Gemeinde erfahren und damit den Glauben lebendig leben, ist der Rat von Bischof Müller an die Christen in seinem Bistum. Denn in der heutigen Gesellschaft sei der Glaube immer fremder geworden, so sind sich die Bischöfe Wanke, Nowak und Müller einig. Bischof Müller spricht sogar von einem christlichen Substanzverlust, der Deutschland heimsucht"; und der schon beängstigend sei.
Dresdens Bischof Joachim Reinelt stellt diesen Aspekt unter einen anderen Gesichtspunkt: Es ist ein tragischer Irrtum, wenn einer meint, wir seien von lauter Gottlosen umgeben";. Denn: In vielen Menschen wohne Gott, auch wenn sie nicht getauft sind. Wer die Augen auftut, kann Tag für Tag tausendfach Gutes und damit den Guten bei den Menschen außerhalb der Kirche entdecken, wie das Wirken Gottes hoffentlich auch bei uns zu finden ist. Das Gute im Menschen nicht sehen, heißt Gott übersehen";, schreibt Bischof Reinelt.elt.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 16.02.1997