Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!
Aus der Region

Keine Alternative zum Dialog

Interview mit Rektor Feige zur Themenwahl für die Theologische Woche

Das Philosophisch-Theologische Studium Erfurt wird im Mai eine Theologische Woche durchführen. Der Tag des Herrn sprach mit Rektor Professor Gerhard Feige über dieses Vorhaben und Aufgaben der Hochschule.

Herr Rektor, die Theologische Woche wird unter dem Thema Christentum und Kultur - ein gestörtes Verhältnis?"; stehen. Warum gerade dieses Thema?
Schon Papst Paul VI. hat einen bedrückenden Bruch zwischen kirchlichem Leben und moderner Kultur festgestellt. 30 Jahre nach dem Konzil wird dieser Bruch immer deutlicher. In der säkularisierten, demokratisch-pluralistischen Gesellschaft spielen christliches Menschenbild, gläubige Wirklichkeitsdeutung und damit verbundene Wertvorstellungen eine immer geringere Rolle. Dies zeigt sich zum Beispiel am moralischen Wertewandel.
Es scheint, daß die kirchliche Verkündigung dieser Entwicklung recht hilflos gegenübersteht...
Tatsächlich drängt die Frage, wie die Kirche darauf reagieren muß. Ein Ineinander von Kirche und Kultur, wie es die abendländische Tradition kannte, ist nicht mehr möglich. Aber auch das Modell einer oppositionellen Haltung wie zu DDR-Zeiten scheint den Gegebenheiten nicht gerecht werden zu können. Papst und Bischöfe werben für eine Neuevangelisation. Doch welche Chancen kann sie innerhalb einer nachchristlichen Kultur haben? Was müssen angesichts dieser Situation theologische Forschung, gemeindliche Seelsorge, kirchliche Bildungspolitik und Verkündigung leisten? Diesen Fragen wollen wir während der Theologischen Woche nachgehen.
Theologie und Verkündigung sollten sich also auf einen Dialog mit Kultur und Gesellschaft einlassen?
Unbedingt. Gerade wir in Erfurt wollen bewußt nicht wieder in eine Ghetto-Situation zurück, wie wir sie in der DDR hatten. Deshalb sind wir sehr daran interessiert, Theologische Fakultät an der Universität Erfurt zu werden, um schon von den äußeren Voraussetzungen her in den Dialog mit den anderen Disziplinen eingebunden zu sein. Dem gleichen Ziel dienen auch die in diesem Jahr beginnenden Kreuzganggespräche, zu denen wir in Zusammenarbeit mit der Katholischen Akademie gesellschaftliche Verantwortungsträger einladen.
Wie werden die künftigen Seelsorger, pastoralen Mitarbeiter und Religionslehrer in Erfurt auf den Dialog mit nichtchristlich geprägten Menschen vorbereitet?
Unsere Hochschule weiß sich seit ihrem Bestehen von der massiven Diaspora-Situation herausgefordert. Und das hat die Lehrvermittlung vielfältig geprägt. Nach der Wende sind weitere Möglichkeiten hinzugekommen, sich mit gesellschaftlichen Problemen auseinanderzusetzen wie zum Beispiel ein eigener Lehrstuhl für Christliche Sozialwissenschaft.

Interview: Eckhard Pohl

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 7 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 16.02.1997

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps