Dank für überwiegend faire Berichterstattung
Empfang für Medienvertreter
Erfurt (ep) - Die Beratungsscheine der katholischen Schwangerenberatungsstellen sind nach Einschätzung von Bischof Joachim Wanke keine Tötungslizenzen";. Durch eine solche Bewertung der Bescheinigungen werde den Beraterinnen unrecht getan, die in Konfliktsituationen in kirchlichem Auftrag präsent sind";, sagte der Bischof in der vergangenen Woche bei einem Jahresempfang für Journalisten in Erfurt. Wanke betonte, die Kirche müsse in der Konfliktsituation, bei der es um Leben oder Tod des Kindes im Mutterleib geht, an der Seite der Frauen stehen";. (Für einen straffreien Schwangerschaftsabbruch ist die Vorlage einer Beratungsbescheinigung einer staatlich anerkannten Beratungsstelle erforderlich.)
Zum Sozialwort der Kirchen, das am 28. Februar veröffentlich werden soll, sagte der Bischof, das Papier werde das von Rechts- und Sozialstaatlichkeit geprägte marktwirtschaftliche System nicht in Frage stellen";, da es dazu keine Alternative"; gebe. Die Kirchen wüßten durchaus um die Notwendigkeit von Reformen";. Dabei gehe es jedoch darum, die Lasten gerecht zu verteilen";. Das Sozialwort werde zu mehr Sachlichkeit"; bei der Diskussion und zu einem nüchternen Blick auf die Wirklichkeit"; in der Gesellschaft einladen.
Zuvor hatte sich der Bischof bei den lokalen und regionalen Medien für die bis auf ganz wenige Fälle"; überwiegend faire und gerechte Berichterstattung"; bedankt. Das Hauptproblem in der Beziehung Kirche und Presse scheine darin zu liegen, daß man von einander Unerfüllbares und Unterschiedliches erwartet";, sagte der Bischof. Journalisten hätten von ihrem Ethos her recht, wenn sie keine Hofberichterstatter sein wollten. Sie seien jedoch gefordert, Themen aus allen Bereichen der Gesellschaft, also auch aus dem kirchlichen Raum, fair und sachkundig in die öffentliche Debatte einzubringen. Dagegen sei es kirchlicherseits nötig, stets um Transparenz und Verständlichkeit gegenüber Pressevertretern bemüht zu sein und die Medien als Partner im gemeinsamen Mühen um eine lebenswerte Gesellschaft zu begreifen.
Ein Diözesan-Forum zur pastoralen Situation, wie es derzeit in der Erzdiözese Berlin vorbereitet wird, sei im Bistum Erfurt keinesfalls vor dem Jahr 2000 geplant, so Wanke. Mit dem Eichsfeldpastoraltag im November seien in der Region gute Erfahrungen gemacht worden.
Die Unterzeichnung des Staats-Kirchen-Vertrages zwischen dem Freistaat Thüringen und dem Heiligen Stuhl erwartet das Bistum im Frühjahr, teilte der Leiter des Katholischen Büros, Winfried Weinrich, mit.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 16.02.1997