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Bistum Görlitz

Hausbesuche mit dem Fahrrad ...

Vorgestellt: Pfarrer in Stalinstadt und Hoyerswerda

Der erste Pfarrer des ehemaligen Stalinstadt vollendet an diesem Wochenende sein 80. Lebensjahr. Die Jahrzehnte sind nicht spurlos an ihm vorübergegangen, dennoch beeindruckt sein frohes Wesen und seine Aufmerksamkeit, die er jedem Gesprächspartner - gleich ob auf der Straße oder im gemütlichen zu Hause - entgegenbringt.

Sein beliebtestes Hilfsmittel in der Seelsorge war stets sein Fahrrad, mit dem er seine vielen Hausbesuche machte, sehr praktisch, denn er konnte jederzeit anhalten, um einen Bekannten auf der anderen Straßenseite anzusprechen. Und das geschah nicht selten!

Hausbesuche wurden in seiner Pastoral ganz groß geschrieben und jeden seiner Kapläne hielt er dazu an. Von den Kaplänen forderte er ganzen Einsatz, jeoch nichts, was er nicht selbst praktizierte und vorlebte.

Am 15. Februar 1917 wurde er als jüngstes von sieben Kindern des Mühlenbesitzers August Schubert im oberschlesischen Winsdorf, Kreis Neiße, geboren. Ein tief religiöses Elternhaus und seine katholische Heimat waren prägend für sein ganzes Leben. Nach der Volksschule besuchte er das humanistische Gymnasium Carolinum in Neiße und machte dort das Abitur. Nach Ableistung einer halbjährigen Arbeitsdienstpflicht begann er in Breslau sein Theologiestudium. Mit Kriegsbeginn wurde er Soldat und mußte als solcher den ganzen Krieg in seiner Grausamkeit an vielen Kriegsschauplätzen erleben. Dreimal verwundet endete der Krieg für ihn in englischer Gefangenschaft, aus der er am 15. August 1945 entlassen wurde. Erst jetzt konnte er sein Studium in der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Bamberg fortsetzen und empfing am 20. Juli 1947 in Bamberg die Priesterweihe.

Nach zweieinhalbjähriger Kaplanstätigkeit in Nürnberg wurde er 1950 als Kaplan nach Cottbus gerufen. 1956 kam er in die selbständige Kuratie Stalinstadt, das heutige Eisenhüttenstadt.

Gerade diese Zeit des Aufbaus einer neuen Pfarrei unter den stetigen Angriffen einer glaubenslosen, ja glaubensfeindlichen Umgebung war für Schubert ein Ansporn und eine Kraftprobe, die er immer wieder in seinem starken Gottvertrauen bestand. Freilich standen ihm damals -wie heute - treue Helfer zur Seite. 1965 übernahm Schubert die große Pfarrei zur Heiligen Familie in Hoyerswerda und schließlich 1975 die Wallfahrtskirche in Neuzelle. In besonders schweren Situationen der Seelsorge zeichnete ihn Klugheit, Tatkraft und Entschlossenheit aus. Neben seinen vielfältigen pfarrlichen Aufgaben war Pfarrer Schubert lange Zeit Erzpriester und geistlicher Direktor der Unio Apostolica";, einer geistlichen Gemeinschaft von Weltpriestern. Seit 1983 lebt Prälat Schubert im Ruhestand in Wittichenau, wo er stets für Aushilfen bereit ist.

In seiner Einladung zur Geburtstagsfeier schrieb der humorvolle Priester an seine Mitbrüder: Gott fügte, daß mein achtzigster auf den Samstag vor dem ersten Fastensonntag fällt... euere Verpflichtungen für den Sonntag, vor allem für die Predigt, soll nicht schaden nehmen und mein Schrittmacher möchte ab 18 Uhr Ruhe haben.";

Bernd Richter

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 7 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 16.02.1997

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