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Aus der Region

Das einfache Wiederentdecken

Tips zur Fastenzeit

"Heute gab es als Nachtisch nur puren Quark!" Mit diesen Worten kam unser Sohn neulich nach Hause. Nach einigem Fragen ergab sich, daß es Quark mit richtigen Bananen war. Diese kleine Begebenheit ist, so glaube ich, symptomatisch für unsere Zeit. Unsere Gefühle sind so verwöhnt, daß sie nur noch Höchstwerte wahrnehmen. Und dies gilt gleichsam für den gesamten Lebensstil. Die Fastenzeit ist eine Zeit, in der wir uns besinnen und unser Leben im Geiste Christi neu ausrichten. Der Sinn des Fastens wäre verkürzt verstanden, wenn wir es nur unter dem Gesichtspunkt des Essens und Trinkens sehen. Es ist auch eine Umkehr in unserer Lebensart und somit auch in unserem Verhältnis zur Schöpfung und zur Umwelt.

Das Einfache wiederentdecken heißt, sich Zeit zu nehmen, damit man die kleinen Schönheiten wiederentdecken kann. Es bedeutet aber auch, daß man nicht immer viel oder gar alles haben muß. Eine Überzahl an Sachen kann den Alltag verstopfen, die Aufmerksamkeit zerfasern und so verhindern, eine persönliche Linie im Leben zu finden.

Tips zu einem umweltverträglichem Leben kann man überall finden und weiß sie ja eigentlich auch. Deshalb will ich hier nur symbolisch einige Anregungen geben. Am Anfang soll das Essen und Trinken stehen - übrigens seine Verbindung zur diesjährigen Misereor-Fastenaktion. Unsere Kost sollte uns wieder einiges wert sein, und so sollten wir öfter einmal im Bio- oder im Dritte-Welt-Laden oder in der Nähe unserer Wohnung einkaufen. Auf jeden Fall sollte auf Produzenten der eigenen Region orientiert werden. Daß Mehrwegverpackungen bevorzugt werden sollten, versteht sich von selbst. Als Material für Kleidung empfiehlt, sich auf Naturstoffe, die leicht wiederverwertbar sind zu achten.

Manche Fahrten mit dem Auto, vor allem im Kurzstreckenbereich, können vermieden werden. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad lassen sich die Wege auch wieder erledigen. Der Gang zum sonntäglichen Gottesdienst kann auch eine Möglichkeit sein. Einen Beitrag liefert auch die Reduzierung der Fahrgeschwindigkeit: Tempo 130 auf der Autobahn schont Nerven und Umwelt. Entdecken sie die Schönheit ihrer Orte wieder, und jagen sie nicht sonstwohin, um am Ende doch ein wenig enttäuscht oder geschafft zu sein.

Ein gutes Verhältnis zur Schöpfung ist nicht nur mit Verlust, Verzicht und Last verbunden, sondern birgt in sich auch viele kleine Schönheiten und Befreiungen von den Fessseln des Lebens. Diese Freiheit ist es, zu der wir berufen sind.

Ulrich Clausen

Umweltbeauftragter des Bistums Dresden-Meißen

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 8 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 23.02.1997

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