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Bistum Dresden-Meißen

Hoffnungszeichen

Aus der Predigt des ökuemenischen Friedensgottesdienstes

Am 13. Februar fand in Dresden anläßlich des Gedenktages der Zerstörung der Stadt 1945 wieder ein ökumenischer Friedensgottesdienst statt. Diesmal hielt der Dresdener Pfarrer Dr. Michael Ulrich in der Kreuzkirche die Predigt. Der "Tag des Herrn" veröffentlicht einen Auszug daraus:

«Viele Baukräne schweben seit den letzten Jahren über den Dächern unserer Stadt. Das läßt hoffen. ... (Doch) Es genügt nicht, daß gebaut wird. Es kommt darauf an, ... auf welchem materiellen und geistigen Fundament wir bauen, damit die Statik und das Gleichgewicht unserer Häuser und unserer Lebensentwürfe umfassend stimmen, damit nicht alles wieder zusammenbricht ...

Woher nehmen wir die Zuversicht, daß ausgerechnet unsere heutigen Bauten auf besseren Fundamenten stehen als viele Gebäude unserer Väter und Großväter nach 1871, nach 1931, nach 1945? Gott hat uns in Dresden ... manche Hoffnungszeichen geschenkt ...

Das erste Hoffnungszeichen waren die Kerzen in den Händen unserer Jugendlichen am 13. Februar 1982. Es ist heute 15 Jahre her, daß die großen Friedensgottesdienste des 13. Februar in Dresdner Innenstadtkirchen begannen ...

Das zweite Hoffnungszeichen war die Ökumenische Versammlung. Fünf Jahre später, im Jahr 1987, heute vor 10 Jahren, stand auf dieser Kanzel Wolfgang Luckhaupt, der Pfarrer der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde in Dresden-Johannstadt ..., wenige Wochen, bevor er von einem Motorrad angefahren wurde und an den Folgen verstarb.

Damals hatte sich durch den Stadt-Ökumenekreis unter Superintendent Christoph Ziemer eine Bewegung gebildet für einen Weg der Gerechtigkeit, des Friedens und der Bewahrung der Schöpfung. Vom Gottesdienst des 13. Februar im Jahr davor war ein Aufruf an alle Kirchenleitungen des Landes ergangen, sich diesem Weg anzuschließen. Sie aber zögerten lange. Die katholischen Bischöfe hatten wohl den weitesten Weg zu einer Zustimmung zurückzulegen. In diese Situation hinein kamen W. Luckhaupts Worte wie eine ermutigende prophetische Vision ... Ich sehe eine Versammlung von Christen, die die Worte Jesu wie einen kostbaren Schatz und zugleich als unabdingbare Weisung entdeckt hat ..."; Nur ein Jahr später ... versammelten sich Christen aus allen Kirchen in der DDR in Dresden ... (Und) Bereits ein viertel Jahr nach Abschluß der Versammlung waren die bewegenden, denkwüdigen Tage des Oktober 1989 ...

Das dritte Hoffnungszeichen gab Gott uns am 13. Februar 1995 durch Versöhnungsgesten aus Ländern, deren Bewohner wir früher als Feinde angesehen und entsprechend behandelt hatten. Es war der 50. Jahrestag der Zerstörung ...

Und ein viertes Hoffnungszeichen ... Am 28. Oktober 1996 trat eine Dresdner Initiative an die Öffentlichkeit: Dresden braucht wieder eine Synagoge. ... An diesem Tag wurde daran erinnert: Der Untergang der Semper-Oper war eine Folge der Kriegszerstörungen von 1939 bis 1945, aber der Untergang der Semper-Synagoge war mit dem Großdeutschen Judenpogrom vom 9. November 1938 eine der Ursachen des Zweiten Weltkrieges ... Laßt uns die Chance erkennen: Wenn Synagoge und Frauenkirche zugleich aufgebaut werden, dürfen wir hoffen, daß es Gotteshäuser der Versöhnung werden, daß Synagoge und Kirchen versuchen werden, im Dialog das geistige Leben unserer Stadt mitzugestalten, daß unsere Häuser und unsere Lebensentwürfe nicht auf Sand, sondern nach den Weisungen der Bergpredigt auf Felsengrund erbaut werden ...

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 8 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 23.02.1997

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