Bibel-Kurs vermittelt solide Grundkenntnisse
Diözesan-Stellen bieten Hilfe an
Erfurt - Was ist das für ein unversöhnlicher, kriegerischer Gott in den Texten des Alten Testaments, der sich wutschnaubend seinen Feinden entgegenstellt? Warum werden in den Fluchpsalmen den Gegnern alle möglichen Übel an den Hals gewünscht - und was wollen Christen mit solchen Gebeten? Und warum sind überhaupt seitenlange Geschichtsberichte in der Bibel?
Um diesen und vielen anderen Fragen zum Alten Testament auf den Grund zu gehen, haben am letzten Januar-Wochenende 35 Frauen und Männer in Erfurt einen Grundkurs Altes Testament"; begonnen. Das Seminar wurde von der Diözesanleiterin des Katholischen Bibelwerkes im Bistum Erfurt, Frau Dr. Jutta Brutscheck, initiiert und wird von einem fünfköpfigen Team geleitet. Der Kurs erstreckt sich über neun Wochenenden. Er will einen Überblick über wichtige Texte des Alten Testaments bieten und die Teilnehmer bei engagierter Mitarbeit zum kompetenten Umgang mit der Bibel und zur Leitung von Schriftkreisen befähigen. Erarbeitet und erprobt wurde er vom Katholischen Bibelwerk Stuttgart und der Erwachsenenbildung des Bistums Rottenburg-Stuttgart.
Im Laufe der Seminarwochenenden, die bei unserem Kurs über eineinhalb Jahre verteilt sind, erarbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam mit den Dozenten zentrale Aussagen des Alten Testaments. Und sie lernen an Hand von wichtigen Schriften und Texten theologische und historische Zusammenhänge kennen";, stellt Frau Dr. Brutscheck den Kurs vor. Auf diese Weise will der Kurs einen Zugang zur Welt des Alten Testaments eröffnen. Nebenbei wird den Teilnehmern auch besser deutlich werden, wie sehr das Neue Testament auf dem Alten Testament aufruht.";
Zugleich geht es aber auch darum, daß sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Texte existentiell und geistlich aneignen";, sagt Frau Dr. Brutscheck, die zu DDR-Zeiten in Sachen Bibel engagiert war, insofern sie als Fachreferentin der bei der Berliner Bischofskonferenz angesiedelten Biblisch-Pastoralen Arbeitsstelle angehörte. Ganzheitliche, erfahrungsorientierte Zugänge wie Tanz, Malen oder szenisches Lesen sollen während der Kurse dabei helfen, Bibeltexte für das eigene Leben wirksam werden zu lassen. Dabei";, so die Diözesanleiterin des Bibelwerkes, kann Glauben gefördert werden und Glaubensgemeinschaft entstehen und wachsen, zumal bei unseren Kursen gemeinsamen Gottesdiensten, aber auch der Geselligkeit eine bedeutende Rolle zukommt."; Am Ende des Seminars steht keine Prüfung, aber das Anliegen, daß die Frauen und Männer ihre gewonnene Kompetenz in der Gemeinde einbringen.
Nicht gleich einen Grundkurs Bibel, aber eine Vortragsreihe zum Thema "Die Bibel - Ur-Kunde des Glaubens"; bietet der erst vor kurzem für das Bistum Magdeburg ernannte Diözesanleiter Pfarrer Dr. Konrad Harmansa an. Die vierteilige Veranstaltungsreihe, zu der die Katholische Erwachsenenbildung des Bistums ins Magdeburger Roncalli-Haus einlädt, findet über vier Monate hinweg jeweils an einem Dienstagabend im Roncalli-Haus statt. Harmansa, der als Dozent für Exegese am Magdeburger Seminar für Gemeindepastoral wirkt, ist darüber hinaus auch mit biblischen Vorträgen in den Gemeinden des Bistums unterwegs.
In den Bistümern Dresden-Meißen und Görlitz gibt es für die Aufgabe, die Texte der Bibel immer wieder neu ins Gespräch zu bringen und für den Glauben fruchtbar zu machen, keine eigens ernannten Diözesan-Leiter des Bibelwerkes. Da die Anliegen des Bibelwerkes in alle Sparten der seelsorglichen Arbeit hineinreichen, werden sie auch über die verschiedenen seelsorglichen Bereiche wahrgenommen, sagt der Leiter des Seelsorgeamtes in Dresden, Ordinariatsrat Lothar Vierhock. Also etwa von der Jugendseelsorge oder in der Gemeindearbeit. Vom Bildungswerk der Diözese Dresden-Meißen getragen, läuft in diesen Tagen zum Beispiel Das Seminar für Christen und Nichtchristen"; zum Thema Die Bibel - mehr als ein Kulturgut"; an, das von Referent Dr. Johannes Hintzen im Dresdner Bischof-Wienken-Haus angeboten wird. Es findet bis Ende Mai wöchentlich statt und möchte aus biblischer Sicht einen tieferen Einblick in christliche Vorstellungen und den christlichen Glauben vermitteln. Eckhard Pohl
Schritte beim Bibellesen
Lies täglich einen Abschnitt
aus der Heiligen Schrift. Diese Regelmäßigkeit schärft das Gespür für das, was Gott Dir sagen will. - Mein Gott, hilf mir, täglich bei Dir zu sein.
Such Dir einen Satz heraus,
der Dich besonders trifft, Dir wichtig ist, ungewöhnlich erscheint. Unterstreiche diesen Satz oder schreib ihn Dir heraus. Denke darüber nach, bis er Dich wirklich erreicht. - Mein Gott, segne mich!
Frage: Was bedeutet dieses Wort für mein Leben?
Das Herzstück der Schriftlesung ist das Betrachten und Nachdenken. Was will Gott mir damit sagen? - Herr, was willst Du, daß ich tue?
Nimm Dir Zeit
zum Nachdenken über das Wort Gottes. Suche Dir einen geeigneten Zeitpunkt und Ort, wann und wo Du ungestört nachdenken kannst. Die Stille und Ruhe werden Dir guttun. - Herr, gib mir Zeit für Dich!
Das Wort Gottes verwirklichen!
Nur was in die Tat umgesetzt wird, bleibt wirklich lebendig. So ist es auch mit dem Wort Gottes. Versuche es mit kleinen Dingen. Laß Dich nicht entmutigen, wenn es Dir nicht gleich gelingt. - Herr, stärke mich, Deinem Wort zu folgen.
Praxistips
Ein paar Hinweise zum praktischen Umgang mit der Bibel:
- Nehmen Sie sich nicht vor, die Heilige Schrift von Deckel zu Deckel zu lesen.
- Wählen Sie sich eine Schrift (ein Buch) der Bibel für die Schriftlesung aus oder orientieren Sie sich an den Texten des Leseordnung während des Kirchenjahres.
- Laden Sie den Herrn zur Schriftbetrachtung im Gebet ein.
- Verweilen Sie bei Texten, die Sie ansprechen. Lassen sie die Texte auf sich wirken.
- Überfrachten Sie das Bibellesen allein oder in der Gruppe nicht mit theologischem und historischem Wissen.
- Nutzen Sie Hilfsmittel, wenn etwas unverständlich ist, und/oder fragen Sie Theologen / Ihre Seelsorger.
- Kirchenzeitung Tag des Herrn: Plan über die Texte des Sonntags und der Woche auf Seite 6
- (Jährlicher) Bibelleseplan, herausgegeben vom Katholischen Bibelwerk Stuttgart
- Direktorium (mit der Leseordnung des Kirchenjahres), Benno-Verlag Leipzig
- Kleines Stuttgarter Bibellexikon, 325 Seiten, Stuttgart
- Felix Porsch, Kleine Theologie des Neuen Testaments, 160 Seiten, Stuttgart 1995
- Ursula Struppe, Einführung in das Alte Testament, 144 Seiten, Stuttgart 1994
- Stuttgarter Kleiner Kommentar - Neues Testament (hrsg. von P.-G. Müller), Stuttgart
- Neuer Stuttgarter Kommentar - Altes Testament (hrsg. von Ch. Dohmen), Stuttgart
- Geistliche Schriftlesung, Altes Testament / Neues Testament, Patmos-Verlag Düsseldorf
- Zeitschrift Bibel heute";, erscheint vierteljährlich zu einem bestimmten Thema beim Katholischen Bibelwerk Stuttgart, gut verständlich und bebildert
- Zeitschrift Bibel und Kirche";, vierteljährlich, Kath. Bibelwerk Stuttgart
- Zeitschrift Welt und Umwelt der Bibel";, vier Ausgaben pro Jahr, reich illustriert, für an der Heiligen Schrift Interessierte und Reisende in die biblischen Länder, Katholisches Bibelwerk Stuttgart
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 02.03.1997