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Bistum Magdeburg

Chaos und Glauben

Priesterwerkwochen zu naturwissenschaftlichen Themen

Magdeburg (dw) - Nicht nur theologische Themen stehen auf der Tagesordnung, wenn sich die Priester des Bistums Magdeburg zu ihren jährlichen Priesterwerkwochen treffen. Hin und wieder laden sie auch Experten für Spezialgebiete ein, die erst auf den zweiten Blick etwas mit ihrem eigenen Beruf zu tun haben

"Alle menschlichen Erfahrungen in allen Wissenschaften, Künsten und Geschichtsereignissen reden für den Theologen von Gott, und der einzelne Theologe weiß fast nichts von diesen Erfahrungen", bedauerte Karl Rahner kurz vor seinem Tod. "Darum ist seine Theologie bei allem existentiellen Engagement, auf das man sich gerne beruft, so abstrakt, so blutleer, so fern von dem, was zeigt, was die Welt und der Mensch sind.

Gleich zwei Priestergruppen nutzten ihre diesjährige Werkwoche im Magdeburger Roncalli-Haus, ihren Horizont auf dem Gebiet der Naturwissenschaften zu erweitern. Gemeinsam mit dem westfälischen Priester und Kernphysiker Dr. Werner Bickel dachten sie über die Auswirkung physikalischer Erkenntnisse auf den christlichen Glauben nach

Dabei drangen sie nicht nur in neue naturwissenschaftliche Forschungsgebiete wie Chaosforschung, Evolutionstheorie oder Quantenmechanik ein. Zunächst warfen die Geistlichen einen Blick auf die historische Entwicklung der Beziehung zwischen Kirche und Naturwissenschaftlern von einem "harmonischen Miteinander" zu Zeiten Albertus Magnus über das "Schisma" um das Jahr 1600 bis hin zu einem "friedlichen Nebeneinander" heutiger Tage. Werner Bickel sprach sich dafür aus, es nicht bei einer "Friedhofsruhe der Beziehungslosigkeit" bewenden zu lassen. Die gemeinsame Verantwortung für die Menschheit erfordere eine gemeinsame Suche nach Lösungen im Dialog zwischen christlichem Glauben und Naturwissenschaft. Gerade im Blick auf die Ökologie sei dies deutlich geworden

Um einen solchen Dialog zu ermöglichen, müsse die Kirche die modernen wissenschaftlichen Erkenntnisse gut kennen und wahrnehmen, wie sie Welt- und Menschenbilder prägten

Beispielsweise zeige die Quantenmechanik die materielle Welt als ungeteilte Ganzheit. Dies stelle das materialistische Weltbild der klassischen Physik in Frage, das in den Köpfen der meisten Zeitgenossen heute noch lebte.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 10 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 09.03.1997

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