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Bistum Dresden-Meißen

Verbunden mit Leipzig und St. Benno

Pater Otto Ogiermann: Seit 65 Jahren im Jesuitenorden

Berlin (gg) - Einer der bekanntesten Jesuiten in Ostdeutschland begeht am 7. April in Berlin ein besonderes Jubiläum: Pater Otto Ogiermann - im Februar 85 Jahre alt geworden - gehört seit 65 Jahren seinem Orden an.

Als Autor und Herausgeber mehrerer Bücher im St. Benno Verlag Leipzig, darunter die Bernhard#Lichtenberg#Bio-graphie "Bis zum letzten Atemzug", als reisender Prediger und Exerzitienmeister, Leiter von religiösen Seminaren, ist Pater Otto Ogiermann in über 150 Orten der ehemaligen DDR bekannt geworden. 40 Jahre lebte er in Leipzig, nun ist er "aktiver Ruheständler" und Hausgeistlicher bei den "Schwestern vom heiligsten Herzen Jesu" im Kinderheim "Haus Nazareth" in Berlin- Steglitz.

"Bis auf die Augen", so sagt er selbst, gehe es ihm noch relativ gut. Er liest täglich für die Schwestern die Heilige Messe und hört Beichte. Geboren am 14. Februar 1912 in Paruschowitz/Oberschlesien, wuchs er in Ratibor auf, wo er sich im "Bund Neudeutschland" engagierte und das Abitur ablegte. Am 7. April 1932 trat er in Mittelsteine in das Noviziat der Jesuiten ein, studierte Philosophie in Pullach bei München und wurde im Mai 1940 als Sanitäter zur Wehrmacht eingezogen, aber bereits anderthalb Jahre später als "wehrunwürdig" entlassen. Es folgte sein Theologiestudium in Breslau und Frankfurt#St. Georgen. Dort wurde er am 9. November 1942 zum Priester geweiht. Danach wurde er Kaplan in Berlin, zunächst in Wilmersdorf an der Heilig#Kreuz# Pfarrei, dann in Lichtenberg, Hl. Dreifaltigkeit. Hier erlebte er die Kämpfe um Berlin und den Einmarsch der Roten Armee.

Diese Zeit als Kaplan im Krieg sei "erlebnismäßig der Höhepunkt" seines priesterlichen Lebens gewesen, sagt er heute zurückblickend, vor allem die "intensive Nähe zu den Menschen, mit denen ich auf engstem Raum im Keller des Pfarrhauses zusammenlebte".

Nach dem Kriege vollendete er sein Theologiestudium, wirkte als Seelsorger in Dresden und übernahm dann die Leitung des Konradhauses in Erfurt. 1952 kam er nach Leipzig, wo er insgesamt 42 Jahre wirkte. Neben den Bucharbeiten beim St. Benno Verlag war er von Anfang an Mitarbeiter des "Rednerturm". Ziel waren religiöse Abendvorträge mit anschließender Beichtgelegenheit.

Beim Leipziger St.Benno Verlag gab Pater Ogiermann mehrere Bücher über den von den Nazis umgebrachten Jesuiten-Pater Alfred Delp und eine Spruchkartensammlung heraus, ein Buch von Carlo Caretto, über Franz von Assisi und die weltberühmten Kinderbücher von Jon Svensson ("Nonni"). Erst als die Jesuitenresidenz in der Leipziger Mozartstraße aufgelöst wurde, kam Pater Ogiermann schweren Herzens nach Berlin. Gefragt nach seinem Interesse an der Person von Bernhard Lichtenberg, antwortete Otto Ogiermann, er sei auf Bitte des damaligen Weihbischofs Heinrich Theissing gefragt worden, ob er nicht ein Buch über Dompropst Lichtenberg schreiben wolle. Weihbischof Johannes Kleineidam hätte ihm daraufhin verschiedenes Aktenmaterial und Fotos nach Leipzig gebracht. Eines der Fotos zeigte Bernhard Lichtenberg auf dem Totenbett. Das stand lange auf seinem Schreibtisch. Immer wieder schaute er es an. Dann kam die Idee, die "Eingebung", als er sich der Prozesse gegen Dompropst Lichtenberg besann. Das Zitat fiel ihm ein: Bernhard Lichtenberg wollte Priester sein "bis zum letzten Atemzug". Da hatte Ogiermann auch gleichzeitig den Titel für sein Buch.

Pater Otto Ogiermann ist bis heute auch ein literarischer Mensch geblieben. Auf die Frage, wie er sich als Priester nach all den Jahren sehe, kam aus seinem Munde eine fast lyrische Erläuterung: "lch bin Priester mitten in einem Universum, inmitten von Milliarden von Menschen, aber für wenige bestimmt, inmitten der Geheimnisse und mit den Frohbotschaften des Glaubens staunend, erschüttert, dankbar in Anbetung".


Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 12 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 23.03.1997

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