Konfessionelle Schulen notwendig
Bischöfliches St.-Benno-Gymnasium Dresden arbeitet seit 10 Jahren
Dresden (tg) - Aus Anlass des zehnjährigen Bestehens des katholischen St.-Benno-Gymnasiums in Dresden haben mehrere Redner die große Bedeutung von Schulen in kirchlicher Trägerschaft hervorgehoben. Es gehe nicht um Konkurrenz, betonte der Leiter des Schulkommissariats im Erzbistum München-Freising, Domdekan Ernst Blöckl, in seiner Predigt zum Festgottesdienst in der Dresdner Kathedrale. Die Lehrpläne kirchlicher und staatlicher Schulen seien die gleichen, ebenso die Leistungen, die die Schüler zu erbringen hätten. Kirchliche Schulen jedoch vermittelten neben Fakten auch Lebens- und Orientierungswissen. Grundfragen, die junge Menschen heute bewegen, würden hier aus christlicher Sicht beantwortet. Konfessionelle Bildungseinrichtungen seien daher "Schulen mit einem Plus". "Sie halten ein Fenster zu Gott offen", sagte Blöckl.
Jugendstudien bestätigten immer wieder, wie wichtig es für junge Menschen sei, eine Sinnperspektive zu besitzen. In einer unübersichtlichen und auf materielle Ziele ausgerichteten Welt helfe keine Pädagogik nach dem Motto "Gib's auf". "Junge Menschen brauchen Lehrer, die nicht nur fachlich kompetent sind, sondern ihr Lebenswissen in den Unterricht einbringen", so Blöckl. Die Erziehungspartnerschaft von Eltern, Lehrern und Schülern sei für eine kirchliche Schule unabdingbar. "Dies hat sich am St.-Benno-Gymnasium in hervorragender Weise bewährt."
An dieser Schule würden nicht Spezialisten ausgebildet, sondern Menschen, die in ihrem Leben das "Große und Ganze" erstreben, sagte Joachim Reinelt, Bischof des Bistums Dresden-Meißen, während des Festaktes im St.-Benno-Gymnasium. Hier gehe es nicht nur um Leistungen, sondern um die Würde jedes einzelnen.
Erziehung durch Vorbilder sei heute wichtiger denn je, betonte der ehemalige bayerische Kultusminister Hans Maier in seinem Festvortrag. Viele Jugendliche fühlten sich in dieser Hinsicht allein gelassen. Allerdings gäbe es für Erwachsene gegenwärtig kaum etwas Schwereres und Unangenehmeres als Vorbild zu sein. Viele biederten sich bei jungen Leuten einfach an. Politiker lehnten es ab, Vordenker zu sein. Der "schleichenden Erosion des personalen Ich" könne sich kaum jemand entziehen, auch die Lehrer nicht. An einer kirchlichen Schule gehe es da-rum, die Jugendlichen anzunehmen, ihnen Geborgenheit zu bieten und Vertrauen weiterzugeben.
Mit konfessionellen Schulen leisteten die Kirchen einen wesentlichen Beitrag für die Schullandschaft, von dem letztlich die gesamte Gesellschaft profitiere, sagte Oberlandeskirchenrat Harald Bretschneider, der bei der Evangelisch-Lutherischen Kirche Sachsens für Bildungsfragen verantwortlich ist.
Zur finanziellen Absicherung des St.-Benno-Gymnasiums und anderer katholischer Schulen wurde eine Stiftung gegründet. Herbert Schmucker, pensionierter Lehrer an einer katholischen Schule in Baden-Württemberg, stellte 150 000 Mark dafür zur Verfügung. "Die Stiftung soll dem Gymnasium ein bisschen mehr Unabhängigkeit und Freiheit ermöglichen", sagte er. Weitere 150 000 Mark steuerte das Bistum Dresden-Meißen bei. Die Abhängigkeit vom Haushalt einer kleinen Diözese sei auf längere Sicht für die Finanzierung der katholischen Schulen in Zwickau, Bautzen, Leipzig und Dresden gefährlich, sagte Bischof Joachim Reinelt zur Begründung. Eine Stiftung könne jedoch den Bestand auch für die Zukunft sichern. Er appellierte an alle, denen an katholischen Schulen gelegen ist, die Stiftung "großherzig zu unterstützen".
Das St.-Benno-Gymnasium war 1991 wieder gegründet worden, nachdem es die nationalsozialistischen Behörden 1939 geschlossen hatten. Zunächst wurden die Schüler im Hintergebäude einer Schule und in einem Container unterrichtet. 1996 ließ das Bistum nach Plänen des Architekten Günter Behnisch einen Neubau errichten. Das Gymnasium geht zurück auf eine 1709 von August dem Starken gegründete Lateinschule. Heute werden in dem Gymnasium rund 770 Schüler von 60 Lehrern unterrichtet. Das Gymnasium genießt in und um Dresden hohes Ansehen. Auf einen Platz kommen im Schnitt drei Bewerber.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 20.09.2001