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Bistum Erfurt

Sakrale Kunst im Eichsfeld dokumentiert

Kunstgutbeauftragter Lucke im Interview

Dr. Rolf-Günther Lucke ist seit zehn Jahren Kunstgutbeauftragter im Bereich des Bistums Erfurt. Als Kunsthistoriker hat er wesentlich zum Erscheinen des nun vorliegenden Bandes "Christliche Kunst im Eichsfeld" beigetragen. Der Tag des Herrn sprach mit ihm.

Herr Dr. Lucke, wen möchte der gerade vorgelegte Kunstführer erreichen?
Das Buch möchte zum einen interessierte Laien anregen, das Eichsfeld mit seinen zahlreichen Kirchen, Kapellen und Bildstöcken kennenzulernen. Es richtet sich gegen das Vorurteil, im Eichsfeld sei kunsthistorisch nicht viel zu sehen. Zum anderen bietet es Kunsthistorikern neben den durchgängig farbigen Abbildungen zahlreiche wissenschaftliche Angaben zu den vorgestellten rund 250 Kunstwerken.
Das Buch erscheint im Jubiläumsjahr. Welche der in dem Bildband vorgestellten Objekte reichen denn am weitesten in die lange Geschichte des Eichsfeldes zurück?
An erster Stelle ist hier natürlich das Hülfenskreuz auf dem Hülfensberg zu nennen. Oder etwa das Zisterzienserinnenkloster Beuren und die frühgotischen Kirchen Heiligenstadts. Hervorragende alte Stücke sind etwa auch die romanische Madonna aus Bilshausen, die heute in Göttingen steht, oder das Nordhäuser Kreuz, daß sich in der St.-Cyriakus-Kirche in Duderstadt befindet?
Nach welchen Kriterien wurden die Kunstwerke für das Buch ausgewählt?.
Neben kunsthistorischen Aspekten spielte besonders die Geschichte der Volksfrömmigkeit und des Glaubens in der Region eine wichtige Rolle. Selbstverständlich hätten noch wesentlich mehr Kunstdenkmale aufgenommen werden können. Vielleicht ist es möglich, diese bald in einem weiteren Band zu veröffentlichen.
In welchem Zustand befinden sich die Kunstwerke des Eichsfeldes?
Im großen ganzen ist der Bestand in Ordnung. Leider wurde manchem der Stücke durch unsachgemäße Restauration eher geschadet als genutzt, etwa in dem Plastiken einfach übermalt wurden. Leider fehlt manchen der Geistlichen als auch der verantwortlichen Gemeindemitglieder die nötige Sensibilität für den Umgang mit den Kunstwerken und die Toleranz, die den modernen oder den eigenen Geschmack erstmal hinten anstellt. Ich halte es von daher für dringend nötig, daß Seelsorger in ihrer Aus- und Weiterbildung auch für den Umgang mit den Kunstgütern in ihren Gemeinden geschult werden
Wie steht es um die Finanzierung von Restaurierungsarbeiten?
Gelder kommen vom Erfurter Ordinariat und vom Land Thüringen. So konnten zum Beispiel in den letzten Jahren Flügelaltäre in Kallmerode, Schachtebich und in Günterode restauriert beziehungsweise gerettet werden. Angesichts der finanziellen Lage wäre ich zufrieden, wenn die Gelder wenigstens auf dem jetzigen Niveau weiterhin fließen könnten.
Das neue Buch bietet eine Auswahl von Kostbarkeiten. Ihre Aufgabe als Kunstgutbeauftrager ist es, alle Kunstgegenstände im Besitz der katholischen Kirche der Region im Blick zu haben..
Ich habe inzwischen fast sämtliche sakralen Kunstwerke des Eichsfeldes gründlich erfaßt, vermessen, fotografiert. Zu den Stücken, die unter Kenntnis des Bistums restauriert wurden, liegen die entsprechenden Restaurierungsberichte vor, die für spätere Generationen Auskunft über vorgenommene Arbeiten geben. Viel Arbeit gibt es in dieser Hinsicht noch in der Thüringischen Diaspora.

Interview: E. Pohl

Das Buch "Kirchliche Kunst im Eichsfeld" wurde herausgegeben vom Verein für Eichsfeldische Heimatkunde und vom Heimatverein "Goldene Mark". - Duderstadt: Verlag Mecke, 1997. - 304 S. - 251 Farbbilder, 1 Karte, Format 16 x 23,5 cm. - ISBN 3-923453-87-6. - DM 49,80

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 13 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 30.03.1997

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