Nötig: Die Grundmelodie des Evangeliums
Bistumswallfahrt nach Erfurt
Erfurt (jak) - Zu Beginn seiner Predigt zur diesjährigen Wallfahrt des Bistums Erfurt stellte der Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner die Frage: "Wem können wir heute noch trauen? Wem glauben?" Meisner, der als Gast in seine alte Heimat kam, verwies auf die Antwort: "Mit Sicherheit können wir Gott trauen!" Damit gab er in einer von den tragischen Ereignissen in Amerika geprägten, unruhigen Zeit ein Zeichen christlicher Hoffnung und Zuversicht. Der Kölner Erzbischof verwies auf ein Wort der heiligen Teresa, sie sagte "Gott allein genügt." Wenn sich aber Menschen auf den Thron Gottes niederlassen, gerate die Welt aus den Fugen. Meisner: "Blicken wir nach Washington, New York, Jerusalem, Nordirland und ins Baskenland! Die Demontage der Schöpfungsordnung Gottes durch den Menschen zeigt sich in der blutigen Demontage der Lebensordnung der Menschen durch den Terrorismus. Dagegen setzen wir unseren glühenden Glauben an den lebendigen Gott."
Über 10 000 katholische Christen waren am vergangenen Sonntag der Einladung zur Wallfahrt nach Erfurt gefolgt. Sie stand unter dem Motto "Wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit". Nach dem Gottesdienst kam zu zahlreichen Begegnungen untereinander. Zudem wurde ein Wallfahrtsprogramm angeboten, welches für jeden etwas bot. Die einen suchten Stille und Gebet in St. Severin, die anderen Mut und Orientierung in den Foren, Helga Mondschein las aus ihren Erinnerungsbuch "Der weiße Rabe" und auch für die kleinsten Wallfahrer gab es allerlei. Beispielsweise im St.-Martinshaus. Dort präsentierte die Theaterguppe Kerbscher Berg ihr Stück "Sandmännchen in Schwierigkeiten". Ganz in der Nähe, in der Brunnenkirche, führte der Kinderchor der Jenaer Pfarrgemeinde St. Johann Baptist das Musical "Israel in Ägypten" auf.
Währenddessen stellten sich Kardinal Joachim Meiner und Bischof Joachim Wanke in der Prediger Kirche den Fragen der Wallfahrer. Ihr gemeinsames Thema hieß "Ein Stern von Bethlehem - Zwölf für Europa / Die Rollen der Kirchen im vereinigten Europa". Joachim Wanke betonte dabei: "Wir brauchen ein Europa, dessen Seele atmen kann." Zuvor erinnerte er an die Erfahrungen der Kirche unter den Bedingungen der DDR. Damals habe die Christen erfahren, dass der Glaube frei macht und dem Leben eine geistige Unabhängigkeit gibt. Jetzt komme es darauf an, den "Himmel offen zu lassen". Die Grundmelodie des Evangeliums müsse weiter hörbar und erkennbar sein, mahnte Bischof Wanke an.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 20.09.2001