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Aus der Region

Er entmythologisierte den Marxismus

Verdienstkreuz für Erfurter Philosoph Feiereis

Erfurt (ep) - Der Erfurter Philosoph Professor Dr. Konrad Feiereis (66) ist mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt worden. Thüringens Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) überreichte dem Hochschullehrer die Auszeichnung am 3. April in der Erfurter Staatskanzlei

Feiereis, der seit 1974 Professor für Philosophie am Philosophisch-Theologischen Studium Erfurt ist, erhielt das Verdienstkreuz für seine jahrelange "sehr intensive Auseinandersetzung mit der herrschenden Ideologie der DDR", bei der er "nicht nur den Dialog, sondern auch den Streit suchte", wie Bernhard Vogel in seiner Laudatio sagte. "In dem er die Ideologie entlarvte und den Marxismus entmythologisierte", habe er vielen den Blick geweitet. Zahlreichen Christen, zu denen er in Gemeinden, Jugendhäusern, Akademikerkreisen oder Studentengemeinden sprach, habe der Philosoph und Theologe "Mut gemacht, bewußt als Christen in atheistischer Umwelt zu leben"

In einer Erwiderung lenkte Feiereis den Blick auf den in der DDR-Zeit von den Kirchen gebotenen "Zugang zur Kenntnis von Philosophie, Geschichte, Kunst und Literatur", der von den Machthabern "öffentlich versperrt wurde". Er betrachte die ihm erwiesene Ehrung "als eine Würdigung dieser kirchlichen Bildungsarbeit", zu der er mit vielen anderen habe beitragen dürfen. "Mit Recht" spreche der evangelische Berliner Theologe und Mitarbeiter der Gauck-Behörde, Ehrhart Neubert, in Hinsicht auf diese Bildungsarbeit von einer "zivilisatorischen Leistung ersten Ranges", die von allen Kirchen erbracht worden und bisher noch zu wenig in den Blick gekommen sei, so Feiereis

Der Professor erinnerte daran, daß zu DDR-Zeiten die Teilnehmer der Wochenend-Seminare in kirchlichen Bildungshäusern noch am Ankunftsabend ein polizeiliches Anmeldeformular ausfüllen und abgeben mußten. Feiereis: "Die Teilnahme an diesen Wochenenden war Zeugnis und Bekenntnis zugleich. Mancher verdarb sich damit seine Karriere, und die jungen Menschen kannten das Risiko."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 15 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 13.04.1997

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