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Bistum Erfurt

Jung und schon am Ende?

Projektwoche in der Katholischen Berufsfachschule für Sozialwesen

Erfurt (ki/tdh) - "Jeder hat eine andere Einstellung zum Leben. Und doch gibt es Punkte, die allen gemeinsam wichtig sein sollten", sagt Christiane Möbus (18). Die angehende Sozialassistentin nennt drei dieser Punkte: gewaltfreien Umgang miteinander, soziales Handeln und Toleranz. Über genau diese Denk- und Verhaltensweisen haben sie und ihre Mitschüler bei einer Projektwoche zum Thema "Jung und schon am Ende?" nachgedacht, die im März in der Erfurter Katholischen Berufsfachschule für Sozialwesen stattfand

"In unserer Schule", so Leiterin Christiane Kirschner, "vermitteln wir im Sozialkundeunterricht Kenntnisse über die sozialen Systeme und Prozesse in der Gesellschaft. Doch soziales Verhalten will auch praktisch bedacht und eingeübt sein.

Ausgangspunkt der Projekttage waren für die Schülerinnen und Schüler der Sozialassistenten-Klasse I Beobachtungen wachsender Gewalt unter Jugendlichen: Gewalt gegen Ausländer, Kriminalität vom Rowdytum über den Handtaschenraub und den Autodiebstahl bis zur alltäglichen Gewalt in den Schulen, Gewalt durch Sprache (Talkshows), durch manche Jugend-Musik, durch Lärm und durch Symbole (zum Beispiel in Form von rätselhaften Graffitis). "Ursache für die Gewalt sind zum Beispiel aufgestaute Sorgen und Bedrohungen und die Verrohung im Umgang miteinander", sagt Christiane Möbus. Aber auch Erfahrungen von Ungeborgenheit und fehlendem Sinn können zu Gewaltausbrüchen führen, wie ihre Kommilitonin Judit Lippolt (18) ergänzt. Gewaltausbrüche seien etwa bei Minderheiten zu beobachten, die ausgegrenzt sind oder sich so fühlen. Gewalt sei ein Signal an die Gesellschaft

In diesem Zusammenhang stellten sich die jungen Leute der Frage nach der eigenen Identität: Wer bin ich und wer bin ich in der Gesellschaft? Wo sind meine Stärken und meine Schwächen

Am Ende der Projekttage präsentierten sie ihre Ergebnisse vor Eltern, Lehrern und Gästen. Dafür hatten sie Texte erarbeitet, die sie als Rap (eine Art Sprechgesang) vortrugen. Die Texte, die von der Frage nach der Zukunft Jugendlicher oder nach "einem Leben nach dem Leben" handelten, untermalten sie mit Trommelklängen. Dafür hatten sie sich eigens Trommeln angefertigt. Als Material für die Texte wurden auch an Wände gesprühte Graffiti-Worte herangezogen, die die Schüler in der Stadt gesammelt hatten

Ergebnis der Projekttage: "Wir haben uns besser kennengelernt", so Judit Lippolt. Und Christiane Möbus: "Jeder selbst muß seine Schlußfolgerungen ziehen. Gewaltlosigkeit, soziales Handeln und Toleranz müßten jedoch von jedem erwartet werden können."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 15 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 13.04.1997

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