Maßgeschneidertes Motto für das Brückenbistum
Renovabis-Gottesdienst in Görlitz
Görlitz (dw) - "Uns verbindet Gottes Wort" - Das diesjährige Motto der Renovabis-Aktion sei den Christen im Görlitzer Dreiländereck geradezu "auf den Leib geschrieben", sagte Bischof Rudolf Müller in seiner Predigt zum Abschluß der Renovabis-Aktionswoche vergangenen Sonntag in der Görlitzer St. Jakobus-Kathedrale. Verbindend sei für die Christen im Grenzgebiet zwischen Deutschland, Polen und Tschechien insbesondere die Verehrung der heiligen Hedwig, aber auch gemeinsame Wallfahrtsorte wie Heidendorf, Philippsdorf und seit kurzem Grüssau
Bischof Müller erinnerte an ein Erlebnis kurz nach der Wende, das ihn tief beeindruckt habe: Bei einem Kongreß in Warschau tauschten sich Bischöfe ehemals kommunistischer Ländern damals über ihre Erfahrungen in der Zeit der Verfolgung aus. Ein Bild geistiger und materieller Zerstörung habe sich vor ihnen aufgetan. Dennoch hätten seine Mitbischöfe im Blick auf die Zukunft ihrer Gemeinden eine ungebrochene Haltung und tiefes Gottvertrauen gezeigt
Mit großer Selbstverständlichkeit hätten sie allerdings auch auf die Hilfe der Christen in westlichen Ländern gehofft, die vom Schicksal der Verfolgung verschont geblieben waren. Die Katholiken im Bistum Görlitz fühlten sich von dieser Erwartung angesprochen und versuchten, ihr durch zahlreiche kleine Hilfen und Spenden gerecht zu werden. Auf Bistumsebene unterstützten die Görlitzer die Caritasarbeit in St. Petersburg unter Leitung des Görlitzer Priesters Hartmut Kania und die Restauration der katholischen Kirche, in der Kania Gemeindepfarrer ist
Pater Eugen Hillengass, Geschäftsführer von Renovabis, nannte Beispiele für Projekte, die die Solidaritätsaktion deutscher Katholiken derzeit in Osteuropa unterstützt: Ein Jugendbegegnungszentrum im oberschlesischen Gleiwitz, Europaschulen in Bosnien, in denen Vertreter der verschiedenen Volksgruppen gemeinsam unterrichtet werden und ein im Aufbau begriffenes Priesterseminar in Albanien
Insgesamt wolle Renovabis 1997 rund 1600 Projekte mit Geldmitteln in dreistelliger Millionenhöhe unterstützen. Wesentlicher als materielle Hilfe sei es, daß die Menschen in Ost und West aufeinander zugingen, einander kennenlernten und miteinander redeten
Der Prager Kardinal Miloslav Vlk mußte seine geplante Predigt für die Görlitzer Renovabis-Veranstaltung kurzfristig absagen. In einem Grußwort ermutigte er die Hilfsaktion, den bereits begonnenen Weg der Versöhnung weiterzugehen. Er wies auch auf die bevorstehende Ökumenische Versammlung in Graz hin. Die Aufforderung zur Versöhnung müsse auch dort im Vordergrund stehen. Ein konkretes Zeichen der Gemeinschaft zwischen Ost und West war die Anwesenheit der Bischöfe der Diözesen Gleiwitz, Grünberg, Leitmeritz und Königsgrätz. Sie feierten den Gottesdienst mit. Im Anschluß an den Gottesdienst standen die Bischöfe und eine Musik- und Theatergruppe der Gleiwitzer Jugendbegegnungsstätte den Görlitzer Katholiken zum Gespräch zur Verfügung. Am Vorabend hatten die Jugendlichen in der Stadthalle Görlitz ein Musical über den Propheten Jonas aufgeführt
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 18.05.1997