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Bistum Magdeburg

Rückkehr zu den Ursprüngen

100 Jahre Pfarrkirche Eilsleben

Eilsleben (dw) - Wenige Tage vor dem 100. Kirchweihjubiläum wurden in der Eilslebener Herz-Jesu-Kirche der Tabernakel wieder eingesetzt - mit frisch vergoldeten Türen. Bischof Leo Nowak feierte am 11. Mai mit den Eilslebener Katholiken einen Festgottesdienst in der Kirche, die in den vergangenen Jahren gründlich restauriert worden ist - erheblich gründlicher sogar, als die Eilslebener es ursprünglich geplant hatten

1995 begannen Gemeindemitglieder, im Altarraum den alten Putz zu entfernen. Das Kircheninnere sollte von seinem verschlissenen Äußeren befreit und in frische, dem Historismus-Baustil gerechte Farben gekleidet werden. Die mit Ölfarbe und Latex mehrfach überstrichene Holzdecke sollte einen farblosen Holzanstrich bekommen

Ältere Gemeindemitglieder konnten sich noch erinnern, daß die Kirchendecke einmal farbig ausgemalt war. Als man begann, die alten Anstriche vorsichtig abzulösen, traten Gemälde und Ornamente zutage, die weitaus kunstvoller waren als zunächst angenommen: In der Apsis befand sich eine Lamm-Gottes-Darstellung aus dem Jahr 1927, die Ornamentik und Ausmalung der Holzdecke stammt aus der Entstehungszeit der Kirche

Der Magdeburger Maler Horst Kröning, ein Fachmann für Restauration, bekam den Auftrag, die alten Gemälde fachgerecht wiederherzustellen. Die Eilslebener Kirche sei in seiner Berufslaufbahn keinesfalls ein Einzelfall, erzählt der Maler. Es sei immer wieder haarsträubend zu sehen, was Gemeinden im Magdeburger Raum in der Zeit der sogenannten "Bilderstürmerei" während der 60er Jahre aus ihren alten Kirchen gemacht hätten

Eilsleben war für ihn zwar kein Einzelfall, wohl aber ein außergewöhnlich schwieriger Fall. Im Pfarrarchiv fand sich nichts als eine alte Postkarte, was Aufschlüsse über den Urzustand des Kircheninnern gegeben hätte. Pfarrer Manfred Rumler mußte Forschungsarbeit leisten, um lateinische Psalmensprüche zu vervollständigen, die an der Kirchendecke nur noch in Fragmenten erhalten waren. Auch die Kreuzwegtafeln mußten von mehreren Farbschichten befreit werden

Nachdem die Malerarbeiten beendet waren, kam ein neu gestalteter Holzaltar des Nienburger Künstlers Werner Nickel in die Kirche. Außerdem "erbten" die Eilslebener das Altarbild des ehemaligen Seelsorgehelferinnenseminars in der Magdeburger Oststraße, das Meinolf Splett aus Halle gemalt hat

Katholiken siedelten sich nach der Reformation in Eilsleben in größerer Zahl übrigens erst wenige Jahre vor dem Kirchbau an. 1827 wohnten nur zwei Katholiken im Dorf, das damals noch zur Pfarrei Meyendorf gehörte, 1890 waren es dann 85, zum großen Teil waren es Saisonarbeiter aus dem Eichsfeld, später auch aus Polen

Durch den Bau der Hauptbahnlinie Magdeburg-Braunschweig und der Nebenbahnen Eilsleben-Schöningen, Eilsleben-Haldensleben und Eilsleben-Blumenberg wurde Eilsleben zum Verkehrsknotenpunkt. Arbeitsplätze entstanden durch die Bahn, aber auch durch Rübenzuckerfabriken in Eilsleben und Umgebung

Da die Katholiken von Eilsleben nach Meyendorf zweieinhalb Wegstunden zurückzulegen hatten, bemühte sich der damalige Meyendorfer Pfarrer Wiesenhöfer, so schnell wie möglich eine Missionsstation in Eilsleben zu errichten. Im Juni 1896 wurde der Grundstein gelegt, ein knappes Jahr später war die Kirche fertig

Mittlerweile gehören acht Gottesdienstorte und 1800 Gläubige in 37 Ortschaften zur Pfarrei Eilsleben. Gemeinsam mit Pfarrer Rumler arbeiten Diakon Johannes Hoffmann in Eichenbarleben und Gemeindereferentin Helga Suß als hauptamtliche Seelsorger in der Gemeinde

Zu den außergewöhnlichen Aktivitäten der Gemeinde gehört die Unterstützung der Leprahilfe. Bei der Bistumswallfahrt auf der Huysburg bieten die Eilslebener regelmäßig einen Basar mit Selbstgebasteltem an, dessen Erlös dem Deutschen Aussätzigen Hilfswerk und der Leprahilfe der Benediktinerinnen von Tutzing zugute kommt. Eine lebendige Partnerschaft besteht zu einer katholischen Gemeinde im westfälischen Lünen, die auch zum 100. Kirchweihjubiläum eine Delegation geschickt hatte

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 20 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 18.05.1997

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