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Bistum Magdeburg

Für die Gemeindereferentinnen gestritten

Interview mit Helga Siegl

Helga Siegl

Seit 1983 war Helga Siegl Beauftragte für die Seelsorgehelferinnen / Gemeindereferentinnen und -referenten in der Madeburger Kirche, von 1992 bis 1998 war sie zugleich auch für die Ausbildung und Berufseinführung verantwortlich. Im Sommer dieses Jahres ging die 63-jährige Theologin und Seelsorgerin in den Ruhestand (Der Tag des Herrn berichtete). Bischof Leo Nowak überreichte ihr während des Pastoraltages am 19. September in Magdeburg die Bistumsmedaille. Der Tag des Herrn sprach mit Frau Siegl über ihr langjähriges Wirken in der Diözese und über die Situation der Gemeindereferenten.

Frau Siegl, Bischof Nowak hat Ihnen großes Engagement bescheinigt und betont, Sie hätten manches für Ihre Berufskolleginnen und -kollegen erstritten. Was hat der Bischof gemeint?
Ich habe immer wieder deutlich gemacht, dass Kirche aus Klerikern und aus Laien besteht. Bei Stellenbesetzungen habe ich stets darum geworben, nicht nur die Priester, sondern auch die Gemeindereferentinnen im Blick zu haben. Inzwischen haben wir eine Personalkonferenz, die sich darum müht. Ich habe dafür gestritten, dass auch Gemeindereferentinnen als Dekanatsjugendseelsorger eingesetzt werden, wenn sie dafür geeignet sind. Inzwischen sind Gemeindereferentinnen in dieser Aufgabe und machen sie gut.
Im Berufsbild der Gemeindereferentinnen gibt es seit der Wende einen Wandel ...
Der Wandel vollzieht sich seit dem Konzil. Die ersten Seelsorgehelferinnen in den 30er und 40er Jahren waren oft Lehrerinnen oder Fürsorgerinnen und brachten einiges an Erfahrung und gesundem Selbstbewusstsein in ihre Berufung ein. Später war vielfach eine stärkere Fixierung auf den Pfarrer zu beobachten. Mit dem Konzil und seiner Betonung des allgemeinen Pries-tertums kam die Gemeinde und der Dienst in ihr mehr in den Blick. Heute geht es um gemeinsames, partnerschaftliches Arbeiten von Priestern und Gemeindereferentinnen.
Hängt dieses Zusammenwirken aber nicht noch immer davon ab, ob beide zur Teamarbeit bereit sind?
Selbstverständlich, wenngleich das Aufgabengebiet der Gemeindereferentinnen zumindest grundsätzlich umschrieben ist. Zum Beispiel ist in der Dienstordnung unseres Bistums der Kommunion- und Diakonatshelferdienst aufgenommen. Zudem wird für die Einzelnen jeweils das Arbeitsfeld umschrieben und die Gemeindereferentinnen sind beim Bistum und nicht in der Gemeinde angestellt.
Erwarten die Gemeinden nicht noch immer die stets verfügbare Gemeindereferentin ohne Familie?
Heute stehen beide Möglichkeiten offen, schließlich üben sie einen Laienberuf in der Kirche aus. Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren ist nicht einfach. Aus der Familiensituation heraus als Gemeindereferentin tätig zu sein, bietet aber auch Chancen. Entscheidend ist, dass die Gemeinde merkt, hier macht nicht nur jemand seinen Acht-Stunden-Tag. A und O ist, ein Herz für die Menschen zu haben.
Seminare in Ost und West sind leer. Woran liegt das?
Zunehmend weniger junge Leute leben so mit und in der Kirche, dass sie die Arbeit der Priester, Diakone und Gemeindereferentinnen aus der Nähe erleben und selbst Lust bekommen, einen solchen Dienst zu übernehmen. Junge Leute binden sich heutzutage schwerer. Außerdem gibt es die Angst, in diesem Beruf überfordert, untergebuttert zu werden. Es fehlt vielen aber auch ein persönlicher Zugang zu Gott, der sie fragen ließe: Soll ich mich für einen Dienst um Gottes und der Menschen willen zur Verfügung stellen? Allerdings sind wir als Seelsorger da auch selbst gefragt: Erleben uns die jungen Leute als gläubige Menschen?
Derzeit findet das Pastorale Zukunftsgespräch statt. Was erhoffen Sie sich davon?
Wir müssen uns intensiv um das Eigene unseres Dienstes kümmern, darum, dass Alltag und Glaube gerade auch im Gottesdienst zueinander finden. Wir müssen uns mühen, die Kompetenzen, die in den Gemeinden da sind, zum Zuge kommen zu lassen. Für die Hauptamtlichen gilt, nicht alles selbst machen zu wollen. Gemeindemitglieder und Hauptamtliche müssen noch mehr zusammenarbeiten. Da wird noch einiges an Veränderung auf uns zukommen. Auch das Berufsbild der Gemeindereferenten bleibt da weiter in Bewegung.

(ep)

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 39 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 27.09.2001

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