Eigene Taufe fordert Konsequenzen
Hülfensberg-Wallfahrt
Hülfensberg (gh/gg/tdh) - "Eine Erneuerung unseres Landes hat eine Erneuerung unseres Glaubens zur Voraussetzung." Und: "Das katholische Deutschland zählt auf das Eichsfeld." Mit diesen Worten ermutigte der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner am Dreifaltigkeitssonntag mehrere tausend Eichsfelder auf dem Hülfensberg zum Leben aus dem Glauben. Er selbst - im Eichsfeld aufgewachsen - genoß es sichtlich, wieder einmal in der Re-gion zu sein. "Frohlocke mein Herz. Es geht zum Hülfensberg", habe er auf der Fahrt gedacht, sagte er den Eichsfeldern
In seiner Predigt übte der Kardinal Kritik am verbreiteten liberalistischen Zeitgeist in der Gesellschaft. Das Kulturchristentum vieler sei mit dem Glauben unvereinbar. Auch wenn die Mehrheit noch getauft sei, scheuten sich viele, die Konsequenzen ihrer Taufe auf sich zu nehmen. Meisner: "Wir haben die Erbmasse christlicher Grundwerte fast ganz verbraucht.
Den Eichsfeldern bescheinigte der Erzbischof, daß sie es nie leicht gehabt hätten, ihren Glauben nach außen zu bekennen. Dennoch hätten sie eine große kulturelle und missionarische Ausstrahlungskraft in die Welt hinaus entwickelt. Das Eichsfeld sei Bonifatiusland, so der Kardinal. "Wir bräuchten einen neuen Bonifatius, denn unser Land und Europa brauchen Orientierung auf Christus hin." Mit dem Kardinal feierten Weihbischof Hans-Reinhard Koch und weitere Priester den Gottesdienst
Der Wallfahrtsnachmittag stand dann im Zeichen der Ökumene. Erstmals versammelten sich unter dem Leitsatz "Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe" auf dem Berg mehrere hundert evangelische und katholische Christen zu einer ökumenischen Taufgedächtnisfeier. "Ein Wunsch geht heute in Erfüllung", sagte der Leiter des kleinen Franziskanerklosters auf dem Berg, Pater Eusebius Thüne OFM. Dieser Tag sei ein "Gipfeltreffen in Sachen ,eine Taufe'" stellte Superintendent Klaus Looft aus Mühlhausen in seiner Predigt fest. "Wir sind getauft, und das ist etwas fürs Leben. Wir werden heute Erfrischung und Erneuerung erfahren.
Während der Feier wurden den Gottesdienstteilnehmern Schalen mit Wasser aus dem Hülfensborn und Osterkerzen gereicht. Zur Erinnerung und Erneuerung ihrer eigenen Taufe benetzten sie sich mit dem Wasser und zündeten an den Osterkerzen ihre mitgebrachten Kerzen an. Der Heiligenstädter Superintendent Martin Herche sprach am Ende der Feier den Wunsch aus, diese ökumenische Gemeinschaft möge im nächsten Jahr fortgesetzt werden
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 01.06.1997