Diese Kinder haben andere Träume
Verein engangiert sich für Jugend in Osteuropa
In dem jüngsten Bericht des UNO-Kinderhilfswerkes UNICEF heißt es über die Situation der Kinder in den Staaten des früheren Ostblocks: die Lage habe sich dramatisch verschlechtert. Am härtesten sei die junge Generation von wachsender Armut und dem Zusammenbruch staatlicher und sozialer Strukturen betroffen. Die Selbstmordraten unter Jugendlichen seien seit den 80er Jahren um das Doppelte angestiegen. Auch die Kriminalität unter Kindern und Jugendlichen habe deutlich zugenommen. In Litauen, so UNICEF, sei die Zahl der jugendlichen Mörder fast sechsmal so hoch wie Ende der 80er Jahre
Hinzu kämen immer häufiger "Krankheiten aus Armut" wie Diphtherie und Tuberkulose. Der Übergang von Plan- zu Marktwirtschaft habe für Millionen Familien den Absturz in Arbeitslosigkeit und Armut gebracht; zwei Drittel von ihnen leben in Armut. Mangel- und Unterernährung hätten deutlich zugenommen; die medizinische Versorgung sei schlecht. Sinkende Lebenserwartung und hohe Sterblichkeit seien Ursachen davon
" ... und Ansprechpartner für den Verein Humanitas ,St. Martin' " tönt es vom Anrufbeantworter der Familie Tannenberg aus Altenburg. Marianne und Toni Tannenberg sind Vorruheständler, doch zu wenig zu tun haben sie nie. " Seit wir uns für den Verein engagieren, sind wir ständig auf Achse", erzählt Marianne Tannenberg
Die 61jährige gründete zusammen mit ihrem Mann und einer "Handvoll anderer aktiver Leute" im November 1993 den Verein Humanitas "St. Martin". "Eigentlich war es eine sehr spontane Idee von uns. Wir hatten gerade 28 Waisenkinder aus der Nähe von Kiew nach einer Kinderfreizeit wieder nach Hause zurückgebracht. Die durch diese erste Kindererholung in Koren Sahlis entstandenen Kontakte zu Privatpersonen und Institutionen wollten wir nicht einschlafen lassen. Und da in Bezug auf Spenden - die für solche Projekte nötig sind - eher einem organisierten Verein als Privatpersonen vertraut wird, entstand der Verein Humanitas ,St. Martin' ", erzählt Frau Tannenberg über die Entstehungsgeschichte
Heute helfen insgesamt 19 Mitglieder, die fast alle aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen kommen, ehrenamtlich den Menschen in der Ukraine - besonders in Kiew und Mukaschewo. Angefangen hat der Verein Humanitas "St. Martin" mit dem Transport von medizinischen Gütern, Lebensmitteln und Kleiderpaketen. "Dadurch haben wir auch den Kontakt zu der einzigen katholischen Kirche ,St. Alexander' in Kiew gefunden. Und durch diese Verbindung lernten wir wiederum einen Verein mit insgesamt 600 kinderreichen Familien (3 bis 12 Kinder) und zwei Vereine körpergeschädigter Kinder und Erwachsener mit ungefähr 280 Familien kennen", so Marianne Tannenberg
Aufgrund dieser gegenseitigen Unterstützung war es auch möglich, das derzeit größte Projekt des Vereins ins Lebens zu rufen: "Als wir damals die Kinder aus Worsel bei Kiew zu uns holten, war uns klar, daß solche Erholungskuren nicht eingestellt werden dürfen. Da jedoch die Variante, die Kinder nach Deutschland zu holen, mit enormen Kosten verbunden ist - das Projekt kostete damals knapp 20 000 Mark - entschieden wir uns für die kostengünstigere Möglichkeit: Mit dem zur Verfügung stehenden Geld, den Kindern vor Ort helfen", berichtet Frau Tannenberg
Durch die Zusammenarbeit mit dem ukrainischen Bischof Jan Purwinsku aus Zytomir war es möglich, ein Kindererholungsheim im Land zu bauen: Die Alexanderkirche in Kiew bekam nämlich ein 4 Hektar goßes Waldgelände als Ersatzgrundstück für ein nicht zurückgegebenes kircheneigenes Gebäude in Kiew. Dieses Gelände, auf dem sich vor der Tschernobyl-Katastrophe ein ehemaliges Pionierlager befand, bietet günstige Voraussetzungen: Neben einem lange nicht mehr benutzten Spielplatz und einem Schwimmbad, gibt es fünf Häuser, die während der Sommerzeit schon früher für die Kindererholung genutzt wurden
Eines davon stellt der Bischof dem Verein für zehn Jahre zur ganzjährigen Kindererholung zur Verfügung. "Das Gebäude muß jedoch noch umgebaut werden: teilweise muß aufgestockt, isoliert und gedämmt werden. Auch Sanitäreinrichtungen und Heizung müssen eingebaut werden", berichtet Frau Tannenberg über die Arbeit, die noch vor ihnen steht. "Obwohl wir von vielen Firmen Sachspenden erhalten, bleibt uns ein Defizit von 60 000 Mark. Da von offizieller Seite nichts zu erwarten ist, sind wir auf kleinere Spenden angewiesen." - Doch Marianne Tannenberg blickt positiv in die Zukunft: "Bisher habe ich eigentlich keine negativen Erfahrungen gemacht. Die Leute sind bereit zu helfen.
"Außerdem können sich die Kinder durch unsere Kinderkuren einmal an strahlenfreier Luft - zumindest für kurze Zeit - erholen und bekommen in den drei Wochen ordentliches Essen. Pro Durchgang können wir dann 20 Kinder und Jugendliche aufnehmen, die aus den Vereinen der kinderreichen Familien und der Invalidenkinder kommen - insgesamt sind das circa 2000", so die Pläne im Vorfeld. Beaufsichtigt werden sie durch Schwestern, die auch in einem Haus auf dem Gelände wohnen
Wenn dann die Kindererholung angefangen hat, sollten die Kosten so gering wie möglich gehalten werden. Aus diesem Grund sollen zwei Kleinstbetriebe - eine Bäckerei und eine Fleischerei - auf dem Gelände aufgebaut werden. "Dafür suchen wir zur Zeit noch Einrichtungsgegenstände und Maschinen.
Doch nicht damit ist der Verein derzeit beschäftigt: durch einen Krankenhausneubau in Altenburg kann der Verein mit der Stiftung von 70 Prozent des gesamten Inventars des alten Krankenhauses für die humanitäre Hilfe in Tscheljabinsk rechnen
Die Frage warum sie sich so engagiert und für diese Arbeit den größten Teil ihrer Zeit opfert, beantwortet Marianne Tannenberg mit der Situation in der Ukraine: "Die Menschen sind passiv, weil sie sehen, daß sie keinen Einfluß auf eine Veränderung der jetzigen Situation haben. Zur Zeit leben die meisten ausschließlich von humanitärer Hilfe
Viele haben keine Arbeit mehr und können seit Monaten keine Miete mehr bezahlen. Und diejenigen, die noch arbeiten gehen, haben zum Teil schon Monate kein Gehalt mehr bekommen. Ein Durchschnittseinkommen beträgt 120 bis 140 Hriwnjas und 17 Hriwnjas ist das Mindesteinkommen. Allein die Miete für eine 3-Zimmer-Wohnung beträgt 100 bis 120 Hriwnjas. Eltern können ihre Kinder nicht in die Schule schicken, weil sie kein Schulmaterial kaufen können oder keine Schuhe und Kleidung für sie haben. Die Menschen fahren bis zu 70 Kilometer, um das Land in ihrem Garten zu bearbeiten und sich damit selbst versorgen zu können.", erzählt Marianne Tannenberg über die derzeitige Situation in der Ukraine
Doch trotz all der anstrengenden Arbeit, die hinter diesem Engagement steckt, ist sich das Ehepaar Tannenberg einig: Die Freude, den Menschen zu helfen, überwiegt. "Obwohl uns bisher noch keiner nach einer 36stündigen Fahrt in die Ukraine gefragt hat, ob wir müde sind oder uns ausruhen wollen, sagen wir immer wieder ja, wenn man sieht, daß die Menschen mit ihren großen Schwierigkeiten auf uns warten." - Und so sehen die Vereinsmitglieder auch, daß ihre Hilfsgüter wirklich an den Adressaten kommen
"Die Unterstützung durch Sachspenden aber auch in finanzieller Form durch Firmen, Privatpersonen und Institutionen, ist eine Reaktion darauf, daß unser Projekt nachvollziehbar ist. Besonders gute Erfahrungen haben wir mit der Magdeburger Osteuropa-Hilfe gemacht, die immer ein offenes Ohr hatte, wenn wir Geld für Transporte oder schnelle Hilfe gebraucht haben.
Dennoch hat Marianne Tannenberg noch eine großen Wunsch: "Von Seiten des Landes Thüringen und der Bundesregierung wünschen wir uns ein wenig mehr Vertrauen und Beihilfe, da humanitäre Hilfe nicht noch schwerer gemacht werden sollte, als sie schon ist.
Kontaktadresse: Verein Humanitas "St. Martin" e.V. in 04600 Altenburg, Kanalstr. 4, Tel.: 034 47 / 50 92 92, Fax: 034 47 /50 92 7
Sparkasse Altenburger Land, BLZ.: 830 50200, Kto.Nr.: 11010012 63
Dresden-Meißen
° Landesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugend im Freistaat Sachsen (LAGS
Zusammen mit der Jugendseelsorge des Bistums Dresden-Meißen organisiert und unterstützt die LAGS den Aufbau der Jugendarbeit in Litauen. Weiterhin versucht die Arbeitsgemeinschaft die Betreuung von alten Menschen durch Jugendliche mit "Essen auf Rädern" weiterzuführen. Jugendwallfahrten und andere Jugendtreffen dienen der Vertiefung des persönlichen Kontaktes zwischen den Jugendlichen
Kontaktperson: Elisabeth Naendor
Kontaktadresse: LAGS - Jugendseelsorge des Bistums Dresden-Meiße
Käthe-Kollwitz-Ufer 84 in 01309 Dresde
Telefon: 0351 / 33 64-787
Fax: 0351 / 33 64-78
Spendenkonto: LIGA-Bank Dresde
Stichwort: Litaue
BLZ: 85 09 03 0
Konto Nr.: 1 08 28 37 3
Bistum Erfurt
° Tschernobyl-Hilfe für Kinder in Not e.V.
Dieser Verein organisiert Besuche von Kindern aus Tschernobyl, die in Gastfamilien im Eichsfeld aufgenommen werden. Die strahlengeschädigten Kinder sollen sich außerhalb ihrer verseuchten heimatlichen Umgebung erholen können. Außerdem organisiert der Verein mindestens einmal im Jahr - meist in der Weihnachtszeit - eine Paketaktion, in der Kleidung, Lebensmittel und Spielsachen... für ein Gebiet im Südwesten Rußlands gesammelt werden
Kontaktperson: Rita Peitsch (Geschäftsführerin
Kontaktadresse: Jägerstr.18 in 37339 Worbi
Telefon: 03 60 74 / 9 2032
Fax: 036 05 / 51 26 0
Spendenkonto: Kreissparkasse Eichsfel
BLZ.: 82 05 70 7
Konto Nr.: 1 00 0014 0
Bistum Görlitz
° BDKJ Görlit
"Jugendliche helfen Jugendlichen in St.Petersburg" heißt das Projekt des BDKJ Görlitz, mit der der Herz-Jesu-Gemeinde in Sankt Petersburg geholfen werden soll. Nachdem es viele Jahrzehnte in der Stadt nur noch eine einzige katholische Pfarrgemeinde gab, ist diese Gemeinde jetzt die fünfte im Entstehen. Um nun den Aufbau der Gemeinde zu fördern, soll ein Raum mit 40 Quadratmetern zu einem Jugendraum umgestaltet werden. Dazu sind rund 60 000 Mark notwendig
Kontaktadresse: Pfarrer Hartmut Kania über Katholisches Pfarramt Schwarzheid
Otto Nuschke Str. 2 in 01987 Schwarzheid
Telefon / Fax: 03 57 52 / 74 6
Spendenkonto: BDKJ Görlit
Sparkasse Spree-Neiß
Stichwort: St. Petersbur
BLZ.: 18 05 00 0
Konto Nr.: 33 02 10 06 4
Bistum Magdeburg
° Partnerschaftsaktion Os
In Zusammenarbeit mit verschiedenen Gruppen und Vereinen organisiert die Partnerschaftsaktion Ost zahlreiche Projekte: Von Lehrmaterial für ein orthodoxes Gymnasium in Tutajew über die Ausstattungen eines Malachowsker Hilfsschul-Internats bis hin zu der Finanzierung eines Mädchenwohnheims in Moskau und vielem mehr
Kontaktperson: Heiner Hesse (Geschäftsführer
Kontaktadresse
Max-Josef-Metzger-Straße 1 in 39104 Magdebur
Telefon: 0391 / 59 61-0
Fax: 0391 / 59 61-10
Spendenkonto: Hypo-Bank AG Magdebur
BLZ: 81 02 08 8
Konto.Nr.: 50 6015 01 00
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 08.06.1997