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Auf zwei Minuten

Ist das Paradies für immer verloren?

von Pater Damian Meyer

Pater Damian Meyer Tippi ist die inzwischen elfjährige Tochter eines französischen Ehepaares, die als professionelle Fotografen lange in Afrika gelebt haben. Tippi wurde in Namibia geboren. Von klein auf hat sie ein besonderes Verhältnis zu den wilden und halbgezähmten Tieren ihrer Umgebung. Sie hat ein besonderes Talent: Sie kann mit den Tieren sprechen. Ihr "Bruder" ist der Elefant Abu, ihr ältester Freund Leon, das Chamäleon, und selbst ein gefährlicher Leopard zählt zu ihren Spielkameraden. Vor kurzem ist ein Bildband erschienen, in dem die kleine Tippi ihr Leben und ihre Erlebnisse mit den Tieren Afrikas beschreibt. Die herrlichen Fotos sprechen für sich. Tippi: "Ich spreche mit meinem Kopf mit ihnen oder mit meinen Augen, mit meinem Herzen oder meiner Seele, und ich sehe, dass sie mich verstehen und mir antworten. Sie bewegen sich oder sie sehen mich an, und dann könnte man sagen, dass Botschaften in ihren Augen auftauchen. Und dann -ich weiß, dass es komisch klingt - bin ich sicher, dass ich mit ihnen sprechen kann. Auf diese Weise schließe ich mit ihnen Bekanntschaft, und manchmal werden wir sogar richtige Freunde." Was Tippi erlebt, werden zu einem gewissen Grade auch Hundefreunde bestätigen können: Es gibt Kommunikation, ja Freundschaft, zwischen Mensch und Tier, die erstaunen lässt. Das Bild des paradiesischen Friedens, das der Prophet Jesaja malt, scheint nicht rein utopisch zu sein: "Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Knabe kann sie hüten. . . Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter ..." (11,7-8).
"Das Paradies, wie es im Buche Genesis dargestellt wird, ist kein Schlaraffenland, sondern eine menschliche Welt. Eine Welt, in der die Menschen miteinander in schöner Gemeinschaft leben und miteinander wirken; eine Welt, in sich Materie und Tier, je verschieden, dem Menschen freundlich fügen; eine Welt, in der das Leben nicht Schmerz bereitet, und in der Gott den Menschen nahe ist" (Diego Arenhoevel). Durch die Sünde ist die Beziehung des Menschen zu Gott, zu den Mitmenschen und zu den Tieren gestört und verletzt. Der Mensch ist aus dem Garten Eden vertrieben. Für immer? Viele Dinge, die der Verfasser als verloren beklagt, sind doch wieder Wirklichkeit geworden: In unserer Gegend gibt es die mühsame, Schweiß treibende Arbeit unserer Vorfahren kaum noch. Wir haben dafür Maschinen und Automaten. Wo müssen wir uns unter Lebensgefahr noch gegen böse Tiere zur Wehr setzen? Viele Tiere wurden Haustiere und sogar Begleiter des Menschen. Auch das Verhältnis zwischen Mann und Frau ist anders geworden. Die Zeiten, in denen die Frau zum Eigentum des Mannes zählte, sind jedenfalls für unsere Gesellschaft vorbei.

Das Paradies ist verloren, aber auch zum Teil wiedergewonnen durch die Arbeit und Anstrengung des Menschen. Als Ganzes aber entgleitet es uns immer wieder. Es ist und bleibt ein Geschenk Gottes. Noch einmal die kleine Tippi: "Ich war dabei, mit Gott zu sprechen -nicht mit den Händen, wie beim Gebet, nur sprechen ...Ich habe ihn gebeten, mich gut zu empfangen, wenn ich in den Himmel komme. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich ihn sehr lieb habe und dass ich an ihn denke. Und er hat mir eine Sternschnuppe geschickt."

Pater Damian Meyer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 39 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 27.09.2001

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