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Bistum Erfurt

Mit der Hilfe von oben gebaut

Vor 25 Jahren wurde Kirche in Meiningen geweiht

Meiningen (tdh) - Mit einem Festgottesdienst und einem Gemeindefest wurde vom 8. bis 11. Mai in Meiningen die Weihe der St.-Marien-Kirche vor 25 Jahren gefeiert. Zu dem Jubiläum war der Generalvikar der Diözese Würzburg, Dr. Karl Hillenbrand, in die südthüringische Stadt gekommen. In Meiningen hatte zu DDR-Zeiten über Jahre ein Bischofsvikar seinen Sitz. Bis zur Errichtung der Diözese Erfurt 1994 gehörte die Region zur Diözese Würzburg, war aber aufgrund der politischen Situation zu Zeiten der deutschen Teilung dem Bereich des Bischöflichen Amtes Erfurt-Meiningen zugeordnet worden. Der Würzburger Generalvikar Hillenbrand erinnerte während des Festgottesdienstes anläßlich des 25jährigen Kirchweihjubiläums die Gemeinde daran, am lebendigen Kirchenbau weiterzuarbeiten

Die Meininger St.-Marien-Kirche war zu DDR-Zeiten unter großen Schwierigkeiten errichtet worden (Der Tag des Herrn berichtete in seiner Ausgabe vom 27. April, Seite 15.) In einem Gespräch mit dem Pressedienst der Diözese Würzburg erinnert sich der damalige Pfarrer Monsignore Viktor Hofmann an diese Zeit. Der 84jährige ist seit 1990 Hausgeistlicher im Kloster Maria Hilf in Heidenfeld in der Diözese Würzburg

Frage: Welche Schwierigkeiten gab es mit dem Bau der Kirche

Monsignore Hofmann: Der Bau war ein Wunder. 1967 war es in der DDR nicht erwünscht, eine Kirche zu bauen. Mit der Genehmigung dafür kam die Auflage, der Planwirtschaft keine Firma, kein Material und kein Geld zu entziehen.

Frage: Woher kam dann Geld, Material und Arbeitskräfte

Hofmann: Der damalige Würzburger Bischof Josef Stangl stand mit mir in der alten Kirche und sagte: Ich zahle, baue du eine neue Kirche. Dies habe ich wörtlich genommen. Die Diözese Würzburg hat für den Bau rund 600 000 Mark zur Verfügung gestellt.

Frage: Und woher kam das Material? Wo kam zum Beispiel das Glas für die drei großen Glaswände der Kirche her

Hofmann: Auch da hatten wir Hilfe von oben. Eine Berliner Firma, die Buntglas herstellte, steckte in finanziellen Schwierigkeiten. Sie meldete sich eines Tages bei uns. Bald hatten wir das Glas und die Arbeiter ihren Lohn. Die anderen Materialien bekamen wir auf ähnlichen Wegen.

Frage: Gab es da nicht Konflikte mit dem Staat

Hofmann: O ja. An einem Tag kamen zweimal Leute von der Stasi vorbei und warnten mich. Als wir dann den alten Kirchturm unerlaubt einrissen, durften wir sogar für mehrere Wochen nicht weiterbauen.

Frage: Wie hat sich die Gemeinde am Bau beteiligt

Hofmann: Die Beteiligung der Gemeinde wuchs mit der Kirche. Immer, wenn ich im Gottesdienst sagte, daß ich noch Leute brauche, meldeten sich mehr als nötig. Und in Krisenzeiten konnte ich auch auf das Gebet der kranken und alten Pfarrmitglieder setzen. Es ist eine Kirche von der Gemeinde für die Gemeinde geworden.

Frage: Und wo sind die Baufachleute hergekommen

Hofmann: Auch das ist ein Wunder. Unser Architekt Armin Trautmann zum Beispiel. Er war evangelisch und hatte noch nie eine Kirche gebaut. Aber er hat sich für den Bau begeistert. Zu dem war es ein Glück, daß er den damaligen Leiter der Kreisleitung gut kannte und so viel Unheil von uns abwenden konnte.

Frage: Wenn Sie zurückdenken, würden Sie etwas anders machen

Hofmann: Nichts. Ich habe immer gern in der Diaspora gearbeitet. Bis heute bin ich interessiert, was sich in der Pfarrei Meiningen tut, und für jede Information dankbar

Interview: Andreas Rohring

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 23 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 08.06.1997

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