Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!
Bistum Erfurt

Dem Himmel entgegen

Jugendwallfahrt zum Erfurter Dom

Erfurt (ep) - "Alt wie ein Baum möchte ich werden, genau wie der Dichter es beschreibt ..." Als der bekannte Puhdys-Titel plötzlich im Dom zu hören ist, fühlen sich die Jugendlichen sichtlich wohl in ihrer Erfurter Bischofskirche: Frisch geschnittene Linden-Zweige in den Händen wiegen sie sich im Rhythmus des Liedes hin und her und halten dabei das Grün in die Höhe. In farbigen Gewändern und mit bunten Bändern in den Händen führen drei Heiligenstädter Schülerinnen gleichzeitig einen lebensfrohen Tanz auf der Altarinsel auf. Die rund 2000 jungen Leute aus den Gemeinden des Erfurter Bistums sind begeistert

"Dem Himmel entgegen" lautete das Motto der Diözesan-Jugendwallfahrt am letzten Sonntag. Und welches Symbol hätte besser für dieses Motto stehen können als ein Baum, der sich mit seiner Krone in den Himmel streckt und dessen Stamm mit kräftigen Wurzeln tief im Erdreich verankert ist. So war die 50. Jugendwallfahrt unter das Bild des Baumes gestellt

Junge Leute sehen sich heute unterschiedlichsten Angeboten ausgesetzt - das wurde bei der Abschlußveranstaltung am Sonntagnachmittag in einem Anspiel verdeutlicht: Sie sehen sich konfrontiert mit den immer neuen Angeboten der Modemacher, der Versicherungsgesellschaften, der Reiseunternehmen, der Rauschmittel-Dealer... Alle diese Angebote versprechen auf ihre Weise den Himmel oder was sie dafür ausgeben. Doch sie haben die Tendenz, Menschen in ihren Bann zu ziehen, sie gefangenzunehmen in eine Welt des Konsums und letztlich der Aussichtslosigkeit. Hilfe, aus dieser Situation des Gefesseltseins herauszukommen, so hieß es im Anspiel, kann nur finden, wer sich ganz nach dem Himmel ausstreckt. Und sich - wie es Elija unter dem Ginsterstrauch tat - von Gott stärken und zu neuem Aufbruch einladen läßt

Daß solche Aufbrüche möglich sind, machten fünf junge Leute deutlich, die von ihrem Engagement erzählten: Schwester Margareta von ihrem Einsatz für Kinder und Jugendliche im Dekanat Küllstedt, Diana, die ein soziales Jahr im offenen Jugendtreff "Erfurter Brücke" leistet, Diana von der Weimarer katholischen Jugendband, Tino, der die Tage der Orientierung für Schulklassen in den katholischen Jugendhäusern in Erfurt und Heiligenstadt vorstellte und Gunther, der sich beim Verband Katholischer Pfarrjugendgruppen für die Ausbildung von Jugendleitern engagiert

Als Symbol dafür, Aufbrüche zu wagen, teilten junge Leute an viele der Jugendlichen im Dom Linden-Zweige aus. So entstand mit den Zweigen eine symbolische Baumkrone im Dom, die sich nach dem Himmel streckt. Wünsche und Hoffnungen der Jugendlichen für ihr Leben und auf den Himmel wurden in Fürbitten ausgesprochen: Nähe statt Kälte, Hoffnung über das Leben hinaus, Gemeinschaft, einen Beruf und keinen Job, Spaß ..

Auch in der Eucharistiefeier am Morgen auf der Severi-Wiese hatte ein einprägsames Bild im Mittelpunkt gestanden: Zwei als Holzfäller verkleidete Jugendliche trugen zum Kyrie ein Stück Baumstamm vor den Altar und sägten als Zeichen der Bitte um Erbarmen mit einer Motorsäge Holzscheiben ab, die sie auf den Altar legten. Ihr Eingeständnis gegenüber Gott: So rücksichtslos wie wir mit der Natur umgehen, gehen wir auch häufig mit anderen Dingen und den Mitmenschen um. Bischof Joachim Wanke ermutigte die Jugendlichen zu einer Alltagsfrömmigkeit, in der es möglich ist, sich durch ganz gewöhnliche Dinge an Christus und das Ausschauhalten nach dem Himmel zu erinnern. "Wenn ich zum Beispiel vor einer Ampel stehe", so der Bischof, "so frage ich mich manchmal: Wo hat dir Gott heute Rot gezeigt und Einhalt geboten? Und wo hat er dir grünes Licht gegeben, mit voller Kraft etwas weiter zu verfolgen." Wanke forderte die Jugendlichen auf, sich von Christus zu einem Leben aus seinem Geist ermutigen zu lassen

Mit der Wallfahrt wurde auch daran erinnert, daß in diesem Jahr zum 50. Mal Jugendliche des Bistums zu ihrem Tag auf dem Domberg zusammenkamen: Am Vorabend erzählte der erste Diözesan-Jugendhelfer (Referent), Hans Donath, im Dom von den Anfängen, den Wurzeln, der Wallfahrten und der Jugendseelsorge Ende der 40er / Anfang der 50er Jahre. Viele der früheren Diözesan-Jugendseelsorger, Referentinnen und Referenten waren zur Abschlußveranstaltung am Sonntagnachmittag gekommen. Siebeteten mit den Jugendlichen im Dom für alle, die über die Jahre zu den Wallfahrten kamen und bis heute kommen und für die, die für sie verantwortlich sind. Ein Baum bildete auch das Abschlußsymbol der Wallfahrt: Jugendliche und Seelsorger pflanzten auf der Severi-Wiese eine Linde

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 24 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 15.06.1997

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps