Eine Oase der Liebe in trockenem Land
Grundstein für ein neues Kloster Helfta
Eisleben (dw) - Bunter als beim Kloster-Helfta-Tag am 6. Juni kann es in der Kirche kaum zugehen: Herz-Jesu-Frömmigkeit und Identitätssuche als Frau in der Kirche, Ökumene und Kulturhistorik - so unterschiedlich wie ihre Anknüpfungspunkte an Helfta waren auch die Menschen, die gemeinsam Grundsteinlegung für eine neue Abteikirche und ein Zisterzienserinnenkloster in der Ruine der mittelalterlichen "Krone der deutschen Frauenklöster" feierten
In mühsamem Ringen hatten sich vier Verbände, die sich vor fünf Jahren unter Schirmherrschaft des Magdeburger Bischofs Leo Nowak zum Verein der Freunde des Klosters Helfta zusammengeschlossen haben, auf ein gemeinsames Ziel geeinigt: Das vor 500 Jahren aufgelöste Zisterzienserinnenkloster St. Maria in Helfta soll wieder aufgebaut und mit christlichem Leben erfüllt werden. Drei Ordensgemeinschaften fühlen sich bisher von der Idee angesprochen, in Helfta ansässig zu werden: Zisterzienserinnen aus der Abtei Seligenthal tragen sich mit dem Gedanken, hier eine Niederlassung zu gründen. Bei den Maria-Ward-Schwestern sind die Umzugspläne schon konkret
Zwei von ihnen wollen im September im frisch renovierten Helftaer Propsteigebäude mit christlicher Bildungsarbeit beginnen. Einige Glaubenskurse der Cursillo-Bewegung haben dort bereits stattgefunden. Evangelische Benediktinerinnen sind ebenfalls interessiert, sich in Helfta anzusiedeln und auf diese Weise nahe der Geburtsstätte Martin Luthers ökumenische Zeichen zu setzen. In seiner Predigt während der Eucharistiefeier, die gleichzeitig den Eislebener Dekanatstag eröffnete, machte Bischof Leo Nowak Mut zum "Wagnis" Helfta: "Dieses Land braucht Oasen der Liebe zu Gott und zu den Menschen, es braucht geistige Impulse, wenn es nicht austrocknen soll", sagte er. Gleichzeitig plädierte er dafür, Zweifel an den Erfolgschancen nicht einfach vom Tisch zu wischen: Christus habe auch zur Nüchternheit gemahnt. Das Eingeständnis eigener Schwäche und begrenzter Mittel solle kein Grund zur Resignation, sondern zur Besinnung sein. Letztlich könne nur Gott Leben in Helfta blühen lassen
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 15.06.1997