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Aus der Region

Kirchliche Beratungsstellen sind gefragt

Zehn Jahre Schwangerschaftsberatung in den neuen Bundesländern

Rita Welther (r.) im Gespräch mit einer Teilnehmerin der Festveranstaltung Erfurt (as) -Die Akzeptanz der kirchlichen Beratungsstellen für Schwangere in Konfliktsituationen ist auch nach dem Ausstieg aus dem staatlichen Beratungssystem ungebrochen. Das war der Tenor der Festveranstaltung anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Beratungsstellen in katholischer Trägerschaft in den neuen Bundesländern am 27. September in Erfurt.
Der Festakt fand im Rahmen einer Weiterbildung für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Beratungsstellen statt. Etwa 40 Teilnehmer waren gekommen. Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Hellmut Puschmann, feierte mit ihnen einen Gottesdienst im Erfurter Dom. Puschmann forderte eine große gesellschaftliche Allianz zum Schutz des menschlichen Lebens. Dieser sei nicht nur durch den Schwangerschaftsabbruch, sondern auch durch die aktive Sterbehilfe und die Gentechnik bedroht, meinte er beim Festakt im Gemeindesaal von St. Severi. In dem sich anschließenden Rundgespräch unter dem Titel "Aufbruch -Ausbau -Ausblick" berichteten Beraterinnen aus ihrer Arbeit in der Praxis.
"Für die meisten Frauen, die unsere Beratungsstellen aufsuchen, stellt sich nicht mehr die Frage: Kind ja oder nein", sagt Christine Halm vom Netzwerk Leben im Bistum Magdeburg. Trotz der Notsituation hätten sie sich bereits für das Kind entschieden. Es sei jedoch zu hoffen, dass sich in den kirchlichen Beratungsstellen auch wieder mehr Frauen einfinden, die "ambivalent" zu ihrer Schwangerschaft stehen und auch in einem existentiellen Schwangerschaftskonflikt ihr Kind annehmen.

Dass die Beratungsstellen der Caritas auch in diesem Jahr, nach dem Ausstieg aus dem staatlichen Beratungssystem, gut angenommen werden, bestätigt Rita Welther, Referentin für Schwangerschaftsberatung beim Caritasverband für das Bistum Erfurt. Frauen, die abtreiben wollen, kommen zur Beratung jedoch auch nicht mehr. "Alle Beratungsstellen konnten trotz unklarer finanzieller Förderung weiter bestehen bleiben", sagt sie. Bischof Joachim Wanke und Caritasdirektor Bruno Heller hätten Anfang Januar zudem ein deutliches Zeichen für Frauen und Familien gesetzt, indem sie das Caritas-Projekt "Ausweg" ins Leben gerufen hätten. Das Projekt ermögliche anonyme Geburten und anonyme Unterkünfte für Frauen vor und nach der Geburt. Außerdem gebe es einen Babykorb im Katholischen Krankenhaus Erfurt. Mit einem eigenen Spendenkonto "Pro Vita" sei das Projekt auch finanziell abgesichert. Auch das Verhältnis zu den anderen Trägern von Beratungsstellen sei gut, meint Frau Welther. Mit der umstrittenen Laieninitiative Donum Vitae pflege man schon "aus praktischen Gründen" Kontakt. Nach Angaben der Caritas im Bistum Erfurt wurden im Jahr 2000 in den fünf Beratungsstellen des Verbandes rund 5000 Beratungsgespräche geführt. "Diese Zahl wird sich auch in diesem Jahr nicht wesentlich ändern", meint Caritas-Pressesprecher Thomas Müller.

Bereits am 25. September fand im Beisein von Diözesancaritasdirektor Bruno Heller auch im Suhler Caritashaus eine Feierstunde zum zehnjährigen Bestehen der dortigen Stelle für Ehe-Familien- und Lebensberatung sowie Schwangerschaftsberatung statt. Die Mitarbeiter stellten diesen Tag unter das Wort Martin Bubers "Alles wirkliche Leben ist Begegnung". Das Jubiläum und der Schritt zu einer eigenständigen Beratungsstelle spreche für die hohe Akzeptanz, sagte Caritasdirektor Bruno Heller.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 40 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 04.10.2001

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