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Hin zu den Hecken und Zäunen

Wallfahrt des Dekanats Leipzig nach Wechselburg

Gottesdienst in Wechselburg Wechselburg / Leipzig (tdh) -Für Propst Lothar Vierhock ist die Wechselburger Basilika ein guter Ort, um die persönlichen Anliegen jedes Christen ebenso vor Gott zu tragen, wie die Anliegen der Kirche und der Gesellschaft. Darauf wies der Leipziger Propst zu Beginn der Wallfahrt des Dekantes Leipzig am 22. September hin. Sie stand unter dem Motto "Dicht halten oder ausströmen".
Pater Bernhard Trilling aus Leipzig-Reudnitz macht in seiner Predigt Mut, zu den Menschen an den "Hecken und Zäunen" zu gehen, wie es im Evangelium heißt. Auch wenn viele meinten, dies nicht tun zu müssen -etwa mit der ablehnenden Fragehaltung: "Sind wir denn ein Ramschladen?" Er kritisierte, dass sich viele Christen aber noch nicht einmal für das inte-ressieren, was in benachbarten Gemeinden läuft. Eine "feste Burggemeinde" und ein abgeschottetes Gemeindeleben könne nicht in die Zukunft führen. Zugleich warnte er vor einer langsam dahinschleichenden Verdunstung des Christentums. Trilling griff dabei auf die Kirchengeschichte zurück, in Nordafrika und Kleinasien sei schon vor Jahrhunderten "Kirche in den Sand" gesetzt worden. Als Zeichen der Ermutigung benannte er das Engagement von Kindern und Jugendlichen, die ohne Scheu ihre nicht christlichen Altersgefährten zum Religionsunterricht oder zu Jugendstunden mitbrächten. Und gerade bei jungen Leuten -beispielsweise in der Gothic-Szene -sei die Sehnsucht nach Sinn, Gefühlen, Lebensinhalten und Ritualen heute besonders stark, ja sie seien "süchtig nach liturgischem Tun".
Nach dem Gottesdienst hatten die Wallfahrer die Möglichkeit sich für eines der Zwischenangebote zu entscheiden. So unter anderem für modernes geistiges Liedgut oder für eine Stunde mit Pater Bernd Knüfer (SJ) zum Wallfahrtsmotto. Unter anderem ging er der Frage nach, warum es so schwer fällt, sich mit anderen über Religion und Glaube zu unterhalten. Oft liege es auch daran, dass Christen selbst nicht mehr in der Lage seien, ihren Glauben wirklich zu erklären. Weiter machte er deutlich, dass es im Gespräch wichtig sei, den anderen Partner ausreden zu lassen, alles müsse auf den Tisch kommen können -Sorgen, Vorurteile, Ängste, Ablehnungen -, erst dann könne reagiert werden. Es müsse deutlich werden, "dass ich mich für die Meinung des anderen herzlich interessiere."

In einer abschließenden Vesper ergriff noch einmal Propst Lothar Vierhock das Wort. Er betonte, dass sich die Menschen nach echten Begegnungen, nach Zweisamkeit und Gemeinschaft sehnen. Dies gehe aber nur, wenn ein wirkliches Interesse am Anderen da sei. Abschließend stellte er die Frage: "Was hat mir dieser Tag gebracht, was hat er dem Dekanat gebracht?" Als Antwort formulierte er: "Was wir erlebt haben, war eine Gemeinschaft, beim Gottesdienst und in den zahlreichen Begegnungen. Der Faden, der uns vernetzt, ist Christus, ist der aufmerksame Blick und die Aufmerksamkeit für die Menschen." Niemand solle in Zukunft schmerzvoll sagen müssen: "Wer fragt schon, wie es mir geht."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 40 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 04.10.2001

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