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Sachsens junge Leute am optimistischten

Shell-Jugendstudie: Verhältnis zur Religion in Sachsen besser als im übrigen Osten

Dresden -Jugendliche in Sachsen blicken deutlich optimistischer in die Zukunft als ihre Altersgenossen in den anderen Bundesländern. Das ist das Ergebnis einer länderspezifischen Analyse der Daten aus der jüngsten Shell-Jugendstudie 2000, die Arthur Fischer, einer der beteiligten Autoren, erstmals in Dresden vorgestellt hat. Danach sind mehr als 38 Prozent der befragten jungen Sachsen der Ansicht, künftige Herausforderungen bewältigen zu können. Unter jungen Menschen in den übrigen ostdeutschen Bundesländern glauben dies nur 30 Prozent, bei den Jugendlichen in den West-Bundesländern über 34 Prozent.

In den neuen Bundesländern meinen knapp 65 Prozent, ihre Zukunft gemäß eigenen Vorstellungen gestalten zu können. In Sachsen sind dies mehr als 72 Prozent. Bei den Jugendlichen in den West-Bundesländern allerdings über 76 Prozent.

Nach Ansicht Fischers hängt dies auch damit zusammen, wie deutlich jungen Menschen ihre persönlichen Lebensziele sind. Von den ostdeutschen Jugendlichen gaben weniger als 14 Prozent an, sie seien sich über ihre eigenen Ziele im Klaren. Bei den sächsischen Jugendlichen waren dies 18 Prozent. Im Westen Deutschlands 16 Prozent.

Trotz des etwas zuversichtlicheren Blicks in die Zukunft ist Ausländerfeindlichkeit unter sächsischen Jugendlichen ebenso stark verbreitet wie in allen anderen Ost-Bundesländern. Aus den Indikatoren der Studie geht hervor, dass Ostdeutsche insgesamt viel stärker ausländerfeindlich eingestellt sind als Gleichaltrige im Westen. Bei den jungen Sachsen sind es nur etwas weniger als im übrigen Ostdeutschland.

Keinerlei Auswirkungen hat der etwas größere Zukunftsoptimismus auf die Bereitschaft zum politischen Engagement. Fischer: "Die Erosion von Vertrauen in die Politik ist unter ostdeutschen Jugendlichen ebenso zu beobachten wie in der gesamten übrigen Bundesrepublik." Dies sei jedoch keine "Politikverdrossenheit". Gering sei lediglich die Bereitschaft, sich in den klassischen politischen Institutionen wie Parteien oder Gewerkschaften zu engagieren.

Das Verhältnis der Ostdeutschen zur Religion fällt deutlich schlechter aus als im Westen. Nur in Sachsen sind die Unterschiede zu den westlichen Bundesländern nicht ganz so groß. In den Ost-Bundesländern gaben 9,5 Prozent an, ihre Kinder religiös erziehen zu wollen. 18,4 Prozent waren es in Sachsen. In der gesamten Bundesrepublik jedoch mehr als 36 Prozent.

Gefragt danach, ob sie bereit wären, sich beruflich selbstständig zu machen, antworteten in den Ost-Bundesländern reichlich 49 Prozent mit Ja. In Sachsen konnten es sich fast 60 Prozent der Jugendlichen vorstellen. In der gesamten Bundesrepublik lediglich 47 Prozent.

as die Motive für die mögliche Selbstständigkeit betrifft, so stellten sächsische Jugendliche mehr als sonst in Ost- und Westdeutschland fest, sie wollten eine Tätigkeit, die interessant sei und Spaß mache. Häufiger als in anderen Bundesländern erklärten junge Sachsen außerdem, sie wollten als Selbstständige von anderen anerkannt sein und eine abwechslungsreichere Tätigkeit ausüben. Dagegen spielt die Aussicht auf ein höheres Einkommen bei den Sachsen eine geringere Rolle als anderswo.

Das Interesse für Technik ist im Osten Deutschlands größer als im Westen. Am besten von den Ost-Bundesländern schneidet Sachsen ab. Knapp 65 Prozent gaben in Ostdeutschland ein solches Interesse an, im Westen lediglich 63 Prozent. Dagegen waren es 75 Prozent in Sachsen. Besonders groß ist das Interesse für Autos, Elektronik, Foto, Optik und Computer.

Für die Studie hatten die Autoren die Aussagen von 812 ostdeutschen Jugendlichen, darunter 288 Sachsen, im Alter zwischen 14 und 25 Jahren gesondert betrachtet und verglichen. Die Auswahl sei so vorgenommen worden, dass sie repräsentativ sei, sagte Fischer. Für die im vergangenen Jahr veröffentlichte Shell-Studie waren in der gesamten Bundesrepublik 4546 Jugendliche befragt worden.

Tomas Gärtner

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 40 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 04.10.2001

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