Nicht ganz alltäglich
Firmung für zwei Senioren
Erfurt - Wenn heute jemand in späteren Jahren überhaupt (noch einmal) heiratet, dann oft erst im hohen Alter. Daran hat man sich gewöhnt. Etwas ganz besonderes ist es, wenn jemand im Pensionsalter und im Seniorenheim noch die Firmung oder gar die Erstkommunion empfangen möchte
So war es für Bischof Joachim Wanke keine alltägliche Messe, die er kürzlich im Deutschordens-Haus in Erfurt feierte. Während des Gottesdienstes, den der Bischof in der Elisabeth-Kapelle des Altenpflegeheimes im Erfurter Norden in der Vilniuser Straße zelebrierte, erhielten zwei der 82 Bewohnerinnen und Bewohner des Heimes die Firmung. Einer der beiden empfing zudem zum ersten Mal im Leben die heilige Kommunion. Neben Angehörigen, Freunden und Heimbewohnern nahmen auch Pfarrer Josef Scheitler und Gäste aus der St.-Josefs-Gemeinde daran teil
Helga Seidel und Georg Gothe, beide 63 Jahre alt, waren vom Altenheimseelsorger Johanes Sonntag intensiv auf den Tag vorbereitet worden. Die späte Firmung der beiden liegt in ihrer Lebensgeschichte begründet. Durch Kriegswirren, Flucht und eine Körperbehinderung, die keinen regelmäßigen Schulbesuch ermöglichte, wurde eine frühere Firmung verhindert. Und in der Nachkriegs- und DDR-Zeit führten Behinderte auch eher ein Schattendasein. Nun, nach mehr als fünfzig Jahren wagten sie den Schritt, um das Sakrament der Firmung zu bitten
Carsten Kießwetter
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 03.08.1997