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Bistum Görlitz

Seit 1. Juli mehr Anrufe

Telefonseelsorge

Cottbus (fun) - Seit dem ersten Juli ist für alle, die sich aussprechen wollen oder einen Rat brauchen ohne ihren Namen zu nennen der Anruf bei der Telefonseelsorge kostenlos. "In den ersten drei Juliwochen haben wir eine Steigerung der Anrufe von rund 50 Prozent festgestellt", berichtet Marion Noack von der Cottbuser Telefonseelsorge. "Wir können zwar nicht sagen, ob das auch so bleiben wird. Dennoch ist auf jeden Fall ein Anstieg von Anrufern zu erwarten." Das sei ja auch ganz logisch: Viele, denen ein längeres Gespräch aus finanziellen Gründen bisher verwehrt war, rufen jetzt an. Vor allem für Menschen aus dem ländlichen Raum, die bislang hohe Telefonkosten in Kauf nehmen mußten, sinkt die finanzielle "Hemmschwelle" für ein Gespräch

Dies hat zur Folge, daß kaum wenn der Hörer in der Cottbuser Telefonseelsorge aufgelegt wird, ein erneuter Rufton ertönt. Für die derzeit 55 ehrenamtlichen Mitarbeiter in der ökumenischen Einrichtung bedeutet das eine Menge Arbeit. Bald gibt es jedoch tatkräftige Unterstützung. "Derzeit werden 18 neue Mitarbeiter in einem speziellen Ausbildungskurs geschult", erzählt Frau Noack

Fünf Millionen Mark im Jahr läßt sich die Telekom diese Unterstützung kosten. Sogar von Telefonzellen und mit dem Handy kann man ab 1. Juli kostenlos Rat und Hilfe durch diesen Dienst erfahren. Der Kostenpunkt ist also ein wichtiges Kriterium für die Zunahme der Anrufe in Gesamtdeutschland um zehn Prozent. Denn auch der Zeitdruck, unter dem die Anrufer standen, fällt mit der Gebührenfreiheit weg. Ein weiterer Vorteil ist der verbesserte Datenschutz, der völlige Anonymität garantiert: Auf den Telefonrechnungen und auch intern bei der Telekom tauchen die Verbindungen künftig nicht mehr auf

Und wenn die Apparate in Cottbus alle besetzt sind oder keiner mehr erreichbar ist, werden die Ratsuchenden automatisch an eine andere Strippe in einer anderen Stadt in der Nähe über die 0800-Nummern weitergeleitet. Regionalisierung heißt dieses System, das es ebenfalls vor dem 1. Juli nicht gab

Stichwor

"Bevor sie sich das Leben nehmen, rufen Sie mich an", schrieb 1953 ein anglikanischer Pfarrer in einem Inserat und damit war die Idee der Telfonseelsorge geboren. In Deutschland gründete sich die erste Einrichtung dieser Art vor 40 Jahren. Heute gibt es rund 100 Einrichtungen. Die meisten von ihnen stehen in kirchlicher Trägerschaft

Seit 1. Juli bieten die Telefonseelsorgestellen in ganz Deutschland kostenfrei und rund um die Uhr anonymen Anrufern Hilfe in allen Lebenslagen an. 7000 ehrenamtliche und 250 hauptamtliche Mitarbeiter versuchen dabei Fragen zu Beziehungen, Suchtproblemen, Arbeitslosigkeit und Einsamkeit zu beantworten. So können Ratsuchende unter den Telefonnummern 08 00-1 11 01 11 (evangelisch) und 08 00-1 11 02 22 (katholisch) auch von Handys und Telefonzellen professionell ausgebildete Mitarbeiter der Telefonseelsorge erreichen

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 31 des 47. Jahrgangs (im Jahr 1997).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 03.08.1997

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