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Bistum Magdeburg

Praxisunterricht besonders geschätzt

Zehn Jahre Berufsfachschule St. Mathilde in Magdeburg

Gelegenheit zum Gespräch Magdeburg (ep) -Da schwang Sorge mit, vor allem aber viel Dankbarkeit. Sorge, weil die weitere Zukunft der in diesen Tagen zehn Jahre bestehenden Berufsfachschule für Sozialpflege St. Mathilde ungewiss ist. Dankbarkeit bei Absolventen, Dozenten und Verantwortlichen des Bischöflichen Ordinariates Magdeburg als dem Träger der Schule, weil es zehn Jahre möglich war, junge Menschen auf dem Weg zu einem Pflege- oder Erzieherberuf ein Stück zu begleiten: Ihnen zu helfen den eigenen Berufswunsch zu klären, ihnen zu ermöglichen, einen erweiterten Realschulabschluss abzulegen und auch sonst eine ganze Menge an Wertvorstellungen und praktischen Tipps mit auf den Lebensweg zu geben. Immerhin fast 400 junge Frauen und einige junge Männer im Alter von 16 bis 17 Jahren haben die einjährige Ausbildung in Magdeburg absolviert, wie Leiterin Eva-Maria Schenk im festlichen Rahmen anläss-lich des zehnjährigen Bestehens nicht ohne Stolz feststellte.
Ines Graßmann und Antje Ledge, beide aus Magdeburg, haben die Zeit zur Berufsvorbereitung im zurückliegenden Ausbildungsjahr durchlaufen. Beide jungen Frauen, die in Kürze eine Krankenpflegeausbildung beginnen, bereuen das Jahr nicht: "Mich hat gereizt, dass ich hier den erweiterten Realschulabschluss absolvieren konnte, was zum Studium an einer Fachhochschule berechtigt", sagt die 17-jährige Ines. Ihre 18-jährige Mitstreiterin hatte im Jahr zuvor den Bewerbungstermin für Schwes-ternschülerinnen verpasst. Mit dem Jahr in der Schule habe sie die Zeit zu ihrem eigenen Vorteil überbrückt, sagt sie. Beide betonen, wie sehr ihnen der Praxisunterricht gefallen hat. Im Gegensatz zu staatlichen Einrichtungen, wo ein einmaliger vierwöchiger Einsatz als berufsorientierendes Praktikum erfolgt, haben die Schülerinnen der Berufsfachschule St. Mathilde Woche für Woche zwei Vormittage Gelegenheit, sich in Kindertagesstätte, Altenpflegeheim, Küche oder Krankenhaus zu erproben und den eigenen Berufswunsch zu prüfen. Nichts auszusetzen gab es zum Beispiel aber auch am für alle verpflichtenden Religionsunterricht, sagt Antje Ledge, die wie die Mehrheit ihrer Mitschülerinnen keiner Kirche angehört.
Für Schülerinnen, die von außerhalb kommen, bietet die Berufsfachschule Unterkunft in einem Wohnheim. Das Internat befindet sich in der Klausener Straße, wo zu DDR-Zeiten die katholische Fürsorgerausbildung untergebracht war. Hier können die jungen Leute unter anderem Erfahrungen sammeln, was etwa für den Alltag von Senioren in einem Altenpflegeheim -für die sie da sein wollen -Normalität ist, sagt der Leiter der Abteilung Schule / Hochschule / Erziehung im Bischöflichen Ordinariat, Dietmar Gotzhein: Miteinander leben zu können, aber auch auskommen zu müssen.

Gotzhein dankte allen Dozenten und den Mitarbeitern der Praxiseinrichtungen für ihren Einsatz im Rahmen der Ausbildung. Zuvor hatte der Geistliche Direktor des Diözesan-Caritasverbandes, Rat Günther Brozek, daran erinnert, dass es Menschen geben muss, die bereit sind, für kranke, erschöpfte, alte Mitmenschen da zu sein. "In der Berufsfachschule wird sich darum gemüht, junge Leute zu befähigen, einen Beruf zu ergreifen, der sie dazu in Stand setzt."

In diesem Jahr haben 27 Schülerinnen mit dem berufsvorbereitenden Jahr begonnen. Doch ob es im nächsten Jahr wieder ein oder zwei Klassen geben wird, ist fraglich. Der Bund hat hat die Standards für den Altenpflegeberuf verändert und per Gesetz festgelegt, dass Jugendliche ab 16 (bisher 17) Jahren eine entsprechende Ausbildung beginnen können. Die Regelungen seien derzeit nur wegen einer Normenkontrollklage Bayerns, das die Kompetenz des Bundes in Frage stelle, noch nicht in Kraft. Aber auch auf Landesebene gebe es "Ungewissheit", so Leiterin Schenk. Die Bewerberzahlen seien rückläufig, weil manche der in Frage kommenden jungen Leute stattdessen ein Freiwilliges Soziales Jahr leisten, in dem sie sogar etwas Geld bekommen.

Zufrieden äußerte sich Frau Schenk darüber, dass viele der Absolventinnen auch im überregionalen Bereich eine Stelle bekommen würden. Zudem hätte durch die Schule ein beachtlicher Teil junger Leute erstmals im Leben die Chance zum Kontakt mit dem christlichen Glauben.

Infos: Berufsfachschule St. Mathilde, Karl-Schmidt-Str. 5c, 39104 Magdeburg, Tel. / Fax: (03 91) 4 01 44 26.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 40 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 04.10.2001

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